Plan B - Neue Wege für die Energiewende
Berlin, 03.09.2025. Die Energiewende in ihrer aktuellen Ausgestaltung führt langfristig zu massiven Kostenbelastungen für Unternehmen und Haushalte, die mit der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland nur schwer vereinbar sind. Das geht aus der Studie "Neue Wege für die Energiewende ('Plan B')" hervor, welche die Wirtschaftsberatungsgesellschaft Frontier Economics im Auftrag der DIHK durchführte.
Die aktuelle Energiepolitik
Danach müssten bei Fortführung der aktuellen Energiepolitik die jährlichen privaten Investitionen in den Sektoren Energie, Industrie, Gebäude und Verkehr deutlich steigen – von rund 82 Milliarden Euro im Mittel der Jahre 2020 bis 2024 auf mindestens 113bis 316 Milliarden Euro im Jahr 2035. „Dabei funktioniert die Energiewende nur mit einer leistungsfähigen Wirtschaft. Investitionen in die Energiewende steht häufig kein direkter Ertrag gegenüber. Deshalb müssen diese Gelder erst an anderer Stelle erwirtschaftet werden.“ erklärt der DIHK-Präsident Peter Adrian.
Studie setzt Denkanstöße für kosteneffizientere Energiewende
Die Studie von Frontier Economics macht hierzu konkrete Vorschläge und skizziert in Teilen einen radikalen Kurswechsel in der Energiepolitik. „Die Studie setzt wichtige Impulse. Wir müssen gesamtgesellschaftlich ohne Scheuklappen darüber diskutieren, was möglich ist“, sagt Achim Dercks, stellvertretender DIHK-Hauptgeschäftsführer.
Zentrales Instrument in dem Modell, das die Studie vorschlägt, ist ein CO2-Zertifikatehandel. Der Zielpfad wird regelmäßig an die Entwicklung einer internationalen Peer Group angepasst, um ambitionierten Klimaschutz zu erreichen, ohne Nachteile durch nationale Alleingänge für den Standort Deutschland zu erzeugen.
Entbürokratisierung und Technologieoffenheit
Zudem sieht das Konzept vor, die Regulierung umfassend zu entschlacken, den Technologiewettbewerb zu verstärken, sowie die vorhandene Energieinfrastruktur weiter zu nutzen.
Letzteres gilt insbesondere für Gasnetze, die künftig Wasserstoff und klimaneutrales Erdgas – dekarbonisiert durch die Abscheidung und Speicherung von CO2 (CCS) – transportieren können. Ergänzend sollen Investitionen in zertifizierte Klimaschutzprojekte im Ausland wie auch in Deutschland anrechenbar sein.
Auch kurzfristige Kostensenkungspotenziale nutzen
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich mit dieser Strategie 530 bis 910 Milliarden Euro bis 2050 einsparen ließen. Dies entspricht einer Reduktion von etwa 11 bis 17 Prozent der geschätzten Gesamtkosten der Energiewende.
Weitere Kosteneinsparungen von 80 bis 220 Milliarden Euro können durch eine Verschiebung des Ziels der Klimaneutralität um z. B. zwei Jahre entstehen. Insgesamt ergeben sich durch das Konzept – je nach Nutzungsgrad der internationalen Kooperation –Einsparmöglichkeiten von potenziell weit über einer Billion Euro bis 2050.
Forderungen für die Wirtschaft
„Die Studie enthält Anregungen für eine langfristige Neuausrichtung der Energiewende. Gleichzeitig müssen wir die Vorschläge der Studie auch ganz praktisch kurzfristig nutzen“, sagt Dercks. „Aus DIHK-Sicht gehört dazu eine übergreifende Netzplanung, ein Auslaufen der Erneuerbaren-Förderung für bereits wirtschaftliche Anlagen und ein effizienterer Energiemix, der auch den Einsatz von Biomethan, blauem Wasserstoff oder mit CCS dekarbonisiertem Erdgastechnologie offen berücksichtigt.“
Zudem sei es besser, den Bau neuer Gaskraftwerke nicht über eine staatliche Förderung, sondern über marktwirtschaftliche Anreize zu steuern - wie einer Absicherungspflicht für Stromversorger.
Kleinteilige Regulierung verschlanken
Auch kleinteilige Regulierung, Komplexität und bürokratische Prozesse stehen der Energiewende im Weg und kosten Akzeptanz: „Die Transformation stockt bei Unternehmen und Verbrauchern, weil sie durch energiewendebedingte Regulierung und Bürokratie belastet und zunehmend überfordert sind. Insbesondere auf EU-Ebene ist durch den GreenDeal ein Wildwuchs an Bürokratie entstanden, den wir dringend zurückdrängen müssen“, erklärt Dercks.
Auf nationaler Ebene sollten das Gebäudeenergiegesetz vereinfacht und die Effizienzgesetzgebung verschlankt werden. „Noch in diesem Jahr stehen in der Bundesregierung wichtige Richtungsentscheidungen in der Energiepolitik an. Klar ist: Um die Energiewende erfolgreich zu gestalten, muss sie flexibler und einfacher werden. Es braucht eine Energiewende, die technologieoffen ist, Kosten reduziert, Raum für Innovationen schafft und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit als Voraussetzung für wirksamen Klimaschutz ernst nimmt.“
Auf nationaler Ebene sollten das Gebäudeenergiegesetz vereinfacht und die Effizienzgesetzgebung verschlankt werden. „Noch in diesem Jahr stehen in der Bundesregierung wichtige Richtungsentscheidungen in der Energiepolitik an. Klar ist: Um die Energiewende erfolgreich zu gestalten, muss sie flexibler und einfacher werden. Es braucht eine Energiewende, die technologieoffen ist, Kosten reduziert, Raum für Innovationen schafft und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit als Voraussetzung für wirksamen Klimaschutz ernst nimmt.“
Download der Studie
Die gesamte Studie "Neue Wege für die Energiewende ('Plan B')" gibt es zum Download auf der Website von Frontier Economics.
Quelle: DIHK, Frontier Economics