Volkswirtschaft trifft Profifußball: Holger Sanwald und die IHK-Konjunkturumfrage

Was hat Holger Sanwald, Vorstandsvorsitzender des Bundesligisten 1. FC Heidenheim mit der IHK-Konjunkturumfrage zu tun? Wie hängen Fußball, Wirtschaft und Gesellschaft zusammen? Diesen Fragen sind Holger Sanwald und Dr. Andreja Benkovic, Volkswirtin bei der IHK Ostwürttemberg, nachgegangen und stellten fest – die Berührungspunkte sind vielfältig.

Holger Sanwald und die IHK-Konjunkturumfrage
Holger Sanwald nimmt dreimal jährlich an der IHK-Konjunkturumfrage teil. Warum? Für ihn ist es ein wichtiges Tool, um einen Überblick zur wirtschaftlichen Entwicklung in der Region sowie ein Gefühl für die gegenwärtige Geschäftslage und die Erwartungen der Unternehmen zu bekommen. Außerdem kann er so die wirtschaftlichen Risiken für den 1. FC Heidenheim einschätzen: Der Gesamtetat des FCH beläuft sich auf rund 80 Millionen. Ein Viertel davon, rund 20 Millionen Euro, sind Einnahmen aus Sponsoring und Hospitality.
„90 Prozent unserer Sponsoren kommen aus der Region. Das sind gewaltige Zahlen“,
so Sanwald.
Deswegen hofft er, dass es der Region weiterhin gut gehen wird.
„Denn wenn es der Region schlecht geht, dann spüren wir das sofort über unsere Partner und Sponsoren.“
Die nächste IHK-Umfrage startet im September 2025.
„Ich kann nur alle aufrufen, dann auch mitzumachen“,
sagt Sanwald. Zirka zehn bis 15 Minuten – mehr braucht es nicht, um die Fragen zu beantworten.

Der FCH und die Rolle des Wachstums
Der Profifußball ist ein Wirtschaftsfaktor, der zum Wachstum in Deutschland beiträgt. Auf die Frage nach den „Produktionsfaktoren“, die zum Wachstum des 1. FC Heidenheim beitragen, betont Holger Sanwald die zentrale Bedeutung der Menschen, denn „es geht zu 100 Prozent um unsere Frauen-, Männer- und Jugendmannschaften, unsere Mitarbeitenden, Mitglieder, Fans, Partner und Sponsoren.“ Wenn seine Mitarbeitenden Interesse an einer Weiterentwicklung haben, dann sagt er ihnen: „Macht es!“.

Auf dem Platz bleibt der FCH bei der Philosophie „Kontinuität statt Umbruch“: Eine gewisse Fluktuation, neue Impulse und Konkurrenzsituationen sind wichtig, aber auch „dass alle in das große Ganze integriert werden“. Investitionen und Innovationen – auch diese beiden Produktionsfaktoren sieht Holger Sanwald als entscheidend für eine erfolgreiche Entwicklung an.
„Investitionen nicht nur in Beine, sondern auch in Steine“,
so sein Credo.
Parallel zum Sport muss auch die Infrastruktur weiterentwickelt werden – mit Stadionausbau, neuem Platz und Jugend-Internat sowie Medientechnik. Stolz ist Holger Sanwald auf die Resultate der letzten Saison:
Wir haben den Klassenerhalt geschafft und haben gleichzeitig eine schwarze Null in der letzten Saison erwirtschaftet.“

Der FCH und die gesellschaftliche Verantwortung
Auf die Frage nach dem Einfluss des Fußballs auf die Gesellschaft wird Holger Sanwald nachdenklich und zieht Parallelen zu den 1980er Jahren: Als Jugendlicher ist er damals aufgewachsen mit Tschernobyl, Aids, Waldsterben und Wiederaufrüstung, erlebte ähnliche Zukunftsängste wie sie die jungen Menschen heute haben. Halt gab ihm damals der Fußball.
„Aus heutiger Sicht schätze ich die Rolle des Fußballs als extrem wichtig ein. Ein wichtiger sozialer Kitt, eines der letzten Lagerfeuer unserer Gesellschaft. Das hat enorme Abstrahleffekte auf unsere Demokratie, unsere Freiheit und Toleranz.“
Diese gesellschaftliche Verantwortung trägt der FCH gemeinsam mit allen Fans, Sponsoren, Partnern, Mitarbeitenden und den Spielern. Deswegen glaubt Sanwald auch nicht, dass ein Politiker wie der Bundeskanzler Deutschland „retten“ kann – vielmehr trägt jeder die Verantwortung für unsere Demokratie.
Jammert nicht, packt an, und zwar jeder Einzelne! Und dann muss die Politik schauen, dass sie uns gute Rahmenbedingungen liefert.“

Sanwald wünscht sich, dass die Gesellschaft ihre Kräfte bündelt:
„Gott sei Dank sind viele Menschen optimistisch unterwegs. Aber: Wir müssen das offensiver aussprechen! Ja, es gibt Pessimisten – die sind zu laut und Viele fallen drauf rein, aber die Mehrheit ist es nicht. Und die müssen lauter werden.“
Der FCH hat dabei eine ganz wichtige Funktion als optimistischer Botschafter der Region. Wichtig findet Sanwald, dass die Partner der Offensive „Zukunft Ostwürttemberg“ in ihrem neuen Masterplan mit dem neuen Handlungsfeld „Resiliente Region und Gesellschaft“ dieses Thema in den Vordergrund rücken wollen. Der Masterplan 2.0 wird Ende 2025 veröffentlicht.

Der FCH und die neue Saison
Basis für den Erfolg des FCH sieht Holger Sanwald in den Werten der Region, die ihn und den Verein geprägt haben:
Das ist die Sprache unserer Region, dass man das Gegenüber respektiert und gemeinsam anpackt – und das haben wir geschafft, zu unseren FCH-Werten zu machen: das Bodenständige, das Ehrgeizige, das Korrekte, den Teamgeist.“
Der Verein und seine Menschen tragen dazu bei, dass sich Ostwürttemberg seiner Stärke noch viel mehr bewusstwird und allen Grund hat, positiv in die Zukunft zu schauen. Den Fans kann er nicht versprechen, dass es nächste Saison nicht wieder spannend wird. Aber: „Davon lebt ja der Sport“.

Infokasten:
Das Interview mit Holger Sanwald und Dr. Andreja Benkovic sind abrufbar unter: