IHK Berlin
Stadtentwicklungssenatorin Lompscher zu Gast in der IHK Berlin
© Armin Akhtar – IHK Berlin
"Wir schaffen 14.000 neue Wohnungen im Jahr und brauchen 20.000. Da geht die Schere auseinander. Das heißt, wir müssen bauen, bauen, bauen", war das Fazit von IHK Hauptgeschäftsführer Jan Eder am Ende des Wirtschaftspolitischen Frühstücks mit Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher am 20. Oktober. Und die Senatorin ergänzte: "Ja, wir brauchen Wohnungsneubau ohne Frage, aber auch ein differenziertes Angebot!" Und darum ging es im Kern bei der Frühveranstaltung: Die Konkurrenz um knappe Flächen in der Stadt ist groß, private Investoren und Bauherren setzen andere Prioritäten als die städtischen Bau- und Wohnungsgesellschaften, die Anzahl der gebauten Wohnungen reicht noch immer nicht und die Baufortschritte sind zu gering. Ein ernstes Thema mit vielen Facetten, die alle berücksichtigt werden müssen. Und wie Eder an Katrin Lompscher adressiert formulierte: "Ihr Ressort ist das spannendste, das man zur Zeit im Berliner Senat haben kann. Wir haben eine 'Boomtown' mit unterschiedlichsten Anforderungen der einzelnen gesellschaftlichen Gruppen, aber man kann diese Stadt nur einmal gestalten!" Die Senatorin: "Wir haben immer den 'sofort'-Anspruch im Kopf, aber das geht beim Bauen nun mal nicht: Es geht nur im Team und mit Kooperationskultur". Wie sich im Lauf des Morgens herausstellte, wird auf allen Ebenen kooperiert - Senat und Bezirke, Senatsgremien mit Bürgerbeteiligungen usw. - und wo es trotzdem noch nicht ausreicht, soll und muss das gegenseitige Gespräch intensiviert werden. Ohne dieses Ringen um den "richtigen" Weg sind die anspruchsvollen Aufgaben der Stadtentwicklung und Bebauungsplanung nicht in den Griff zu bekommen.
© Armin Akhtar – IHK Berlin
"Stadt heißt nicht nur wohnen, auch Berlins wachsende Wirtschaft braucht Platz", mit diesem Zitat vom Katrin Lompscher hatte IHK-Präsidentin Dr. Beatrice Kramm zuvor die rund 150 Zuhörer des Frühstücks begrüßt - und festgestellt, dass die Unternehmerschaft und die Senatorin offenbar die selbe Zielsetzung hätten, aber über den Weg dorthin nicht ganz einig sind. Wie üblich hatte die Gastgeberin den Gast vorgestellt und daran erinnert, dass Lompscher schon von 2006 bis 2011 Senatorin für Umwelt und Verbraucherschutz war, von 2011 bis 2016 Mitglied im Abgeordnetenhaus von Berlin, stellvertretende Fraktionsvorsitzende (Die Linke) und Sprecherin für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen. Seit Dezember 2016 gehört sie nun als Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen dem Senat Müller II an. Und damit ist sie zurück in ihrem eigentlichen fachlichen Umfeld: Nach dem Abitur wurde sie zur Baufacharbeiterin ausgebildet und schloss ein Studium an der Hochschule für Architektur und Bauwesen in Weimar an, das sie als Dipl.-Ing. für Städtebau abschloss.
© Armin Akhtar – IHK Berlin
In Berlin müssen bis zum Jahr 2030 rund 194.000 Wohnungen errichtet werden, um den Bedarf der wachsenden Stadt zu decken. Doch bisher gibt es nur Areale für den Bau von 179.000 Wohnungen Sollten die am Flughafen Tegel eingeplanten Flächen wegfallen, dann wird es noch knapper. Durch die Dynamik des Zuzugs von 40.000 bis 50.000 Menschen im Jahr ergibt sich bis 2021 - so die Senatsanalyse - ein Bedarf von jährlich 20.000 zusätzlichen Wohnungen. Um das Dilemma zu lösen wird aktiv mit "Verdichtung", Dachausbauten, Umnutzung und energetischer Verbesserung des Bestands gearbeitet, zählte Lompscher auf. Auch die Wohnungsbauförderung Neubau wurde 2014 wieder aufgenommen. Doch es reicht noch immer nicht. "Wir müssen auf eine 'gesteuerte' Entwicklung hinwirken. Die Berliner Liegenschaftspolitik sollte sich strategisch verhalten: nicht nur Immobilien verkaufen, sondern auch Flächen sichten und zur Nutzung bereitstellen", erklärte Lompscher. Die sog. integrierte Stadtentwicklung benötige permanent aktuelle Daten, um die Entwicklung anzupassen. So könne man sehen, dass großflächige Parkplätze oder breit gebaute Supermärkte nicht mehr zeitgemäß sind. Zahlreiche Fragen und Denkanstöße aus dem Publikum begleiteten die lebhafte Schlussdebatte, bis Eder sagte: "Ich mach' jetzt mal den Deckel drauf!"
Christine Nadler