Auszeichnung
Paula 2016 ging an Manfred Krug
„Wenn ich jetzt nicht glücklich wäre, könnte mir wohl keiner mehr helfen“, fasste Manfred Krug seine Dankbarkeit zusammen. „Ich fühle mich sehr, sehr geehrt“. Und so ging am 14. Februar der Filmpreis „Paula“ an einen Preisträger von Format, der als aufmüpfiger „Hannes Balla“ im Osten (früher) und salopper „Liebling Kreuzberg“ im Westen (später) sehr geliebt wurde. Und der noch junge wie auch optisch zierliche Filmpreis –gestaltet von Jürgen Böttcher Strawalde - zieht immer mehr Publikum an: Im Ludwig Erhard Haus tummelten sich am Sonntag-Vormittag viele Branchenvertreter aus Berlin, Journalisten, Regisseure und Autoren aus Film- und Fernsehen waren dabei, kurz es war knüppeldicke voll, wie der Berliner sagt.
„Solch eine Laudatio habe ich noch nie gehört, jedenfalls nicht über mich“, sagte Manfred Krug, sowohl schelmisch wie gerührt, als er den Filmpreis „Paula“ aus der Hand des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller entgegen nahm, der auch die Laudatio hielt. Und auch das war neu: Ein Regierender und Kultursenator in Personalunion als Laudator. Und dann outete Müller sich obendrein noch als Fan: Er habe „Spur der Steine“ bestimmt sechsmal gesehen, weil es sowohl ein politischer Film war – wie auch „mit so tollen Typen besetzt“, erklärte er. Und einem davon - ein begnadeter Sänger und Autor, ein wunderbarer Schauspieler - sei dieser Weg nicht vorgezeichnet gewesen, da er als junger Mann zuerst als gelernter Schmelzer am Hochofen stand, berichtete Müller weiter, als einen kurzen Abriss von Krugs Werdegang gab.
IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder ließ es sich nicht nehmen, die Schauspielkunst und ungeheure Popularität des Preisträgers zu würdigen, dessen Kriminalhauptkommissar Paul Stoever im Tatort, sein Trucker Franz Meersdonk in „Auf Achse“ oder eben der „Liebling Kreuzberg“ einem breiten Fernsehpublikum unvergessen bleiben. „Es gab zwei Dinge, für die ich in den 80iger Jahren im Fernsehen alles stehen ließ: Schimanski und Liebling Kreuzberg“, erklärte Eder und gratulierte Manfred Krug sehr herzlich zu seinem erst wenige Tage zurück liegenden 79. Geburtstag.
© Christian Kruppa
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Progress Filmverleih und die IHK Berlin luden in Kooperation mit dem Wilhelm-Fraenger-Institut und Icestorm nun schon zur siebenten Paula-Preisverleihung ein. Stifter des Preises ist wie zuvor die IHK Berlin, die damit die Bedeutung der Filmwirtschaft für die Bundeshauptstadt unterstreicht. Erstmals ausgelobt wurde der Preis 2010 anlässlich des 60. Unternehmens-jubiläums von Progress. Prof. Jürgen Haase, Aufsichtsratsvorsitzender von Progress, dankte in seiner Rede Gerhard Sieber, dem Chef von Icestorm, ohne den die Preisverleihung ebenso wie eine begleitende Ausstellung zum Schaffen von Manfred Krug so nicht zustande gekommen wäre. Die Ausstellung mit dem Titel ‚Von nüscht kommt nüscht‘ zeigt Bilder und Texte zu den verschiedenen Highlights in Krugs gesamtdeutscher Kariere.
Berlinale-Direktor Dieter Kosslick trug zur Unterhaltung des Publikums bei, indem er in einer launigen Video-Botschaft eine kurze Anekdote zum Besten gab, die sich um ein Hobby von ihm und Krug drehte: Beide sammeln Blechdosen oder Tinboxes. Und nun schenkte der Berlinale-Chef eine Dose aus seiner Sammlung mit dem Schriftzug „Solo“ – für Krug, wie er schmunzelnd ergänzte.
Manfred Krugs Gesicht und Stimme sind den Zuschauern in Ost und West im Gedächtnis präsent. Bereits 1957 erhielt er erste Rollen im Kino und Fernsehen der ehemaligen DDR. Als er nach rund 40 Filmen dort einer der berühmtesten Schauspieler war, kam es zum größten Einschnitt in seinem Leben: Nach einer Unterschrift von ihm gegen die Ausbürgerung von Liedermacher Wolf Biermann gab es keine Rollenangebote mehr für ihn – in der Folge stellte Krug einen Ausreiseantrag. Im Sommer 1977 stand er dann im Westen an der Bornholmer Straße und alles begann neu.
Krug spielte nach einer schwierigen Anfangsphase sehr erfolgreich den Rechtsanwalt Robert Liebling in Kreuzberg, zu dem sein alter Freund Jurek Becker die Idee hatte. In der ARD liefen von 1986 bis 1998 schließlich 58 Episoden in fünf Staffeln. 2008 wurde sein Hamburger Kriminalhauptkommissar Paul Stoever zum zweitbeliebtesten Tatortkommissar nach Horst Schimanski von Götz George gewählt. Von 1977 bis 1992 war Krug in der Rolle des Lkw-Fahrers Franz Meersdonk in vielen Episoden der ARD-Serie „
Auf Achse“ zu sehen. Krug erhielt über ein Dutzend Film- und Fernsehpreise sowie 2013 das
Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland.
Als Musiker und Sänger wird Manfred Krug von seinem Publikum verehrt. Die Gäste im Ludwig Erhard Haus konnten sich live davon überzeugen. Er sang im Duett mit Uschi Brüning zwei Abschiedslieder, begleitet von der „kleinsten Big-Band der Welt“, wie Krug seine Musiker lobte. Vom Schauspiel-Beruf hat er sich schon seit Jahren zurückgezogen, aber als Musiker und erfolgreicher Autor ist er weiter aktiv.
Christine Nadler
Bisherige Preisträger der Paula sind u.a. Katrin Sass (2010), Katharina Thalbach (2011), Henry Hübchen (2012), Michael Gwisdek (2013), Corinna Harfouch (2014), Rolf Hoppe (2015) und jetzt 2016 Manfred Krug.