IHK Berlin
René Benko: Vom Schulabbrecher zum Milliardär
Das Unternehmertum wurde ihm nicht in die Wiege gelegt, und doch gilt René Benko als Ausnahme-Unternehmer: Der österreichische Investor im Immobilien-, Medien- und Handelsbereich, Gründer der Signa Holding und heutige Milliardär war zu Gast beim Wirtschaftspolitischen Frühstück der IHK Berlin am 4. November.
Trotz strömenden Regens war die neue Location „Alice Rooftop & Garden" ganz oben im Stilwerk-Haus an der Kantstraße - mit rd. 200 Unternehmern in dichten Reihen platziert - bestens besucht. Wie IHK-Vizepräsidentin Ute Witt, die den Gast begrüßte, witzelte: „Wenn der Andrang so groß ist wie heute, dann entscheiden wir uns für mehr Gäste und weniger Frühstück.“ „Besser“, „Höher“, „Weiter“ stand als Motto über der Veranstaltung, denn René Benko, als auch die durch ihn gegründete Signa Gruppe scheinen diese Attribute zu vereinen.
© Kerstin Jana Kater – IHK Berlin
René Benkos Werdegang
Ute Witt stellte den 1977 in Innsbruck geborenen Gast vor: Schon mit 23 Jahren war der junge René, Sohn eines Gemeindebediensteten und einer Erzieherin, ein erfolgreicher Immobilien-Entwickler. Zum Leidwesen seiner Eltern verließ er die Schule vor dem Abitur und besuchte erst später eine Handels- und Wirtschaftsakademie. Wie Witt berichtete, lernte er mit 17 Jahren im Unternehmen eines väterlichen Freundes der Familie die Immobilienbranche kennen. „Und Sie haben sich schon mit 17 für Dachböden interessiert?“, hakte Jan Eder später nach. „Ja“, erklärte Benko, „das hat mich sogar so sehr interessiert, dass ich nicht mehr viel zur Schule gegangen bin“. Die „für kleines Geld“ angekauften Dachböden wurden zu Luxuswohnungen ausgebaut und offenbar zeigte sich da Benkos Talent, diese erfolgreich weiter zu verkaufen. Benko sagt dazu bescheiden: „Gute Ausbildung ist wichtig, ich will damit kein Vorbild sein“. Als begeisterter Sportler beim Hallenklettern sieht er aber auch im Spitzensport Vorbildfunktionen in Sachen Ziele verfolgen und Engagement zeigen.
2010 verwandelte er in seiner Heimatstadt Innsbruck ein kleines Warenhaus, das „Tyrol“, in eine florierende Mall – nach einem Entwurf des Star-Architekten David Chipperfield. Diesen vorausschauend und nachhaltig arbeitenden Architekten schätzt Benko seitdem sehr: „Er hat ein frühes Auge auf Zukunftsentwicklungen“. Benko beschäftigt heute einen „Strauß von Spitzen-Architekten“ bei der Entwicklung und Umsetzung seiner Immobilienprojekte. Wie er auf der Bühne formulierte, sei es ein Vorteil, wenn man „privat bauen kann“ und nicht öffentlich ausschreiben muss. „Wir holen uns die besten Projektmanager, die sich öffentliche Bauherren nicht leisten können oder dürfen“, erklärte Benko. Manchmal gebe man bei einem Projekt an einer Stelle 2 Mio. mehr aus als nötig, und dann stellt es sich nachher als viel besser als gedacht heraus.
2001 gründete Benko gemeinsam mit dem Kfz-Händler und Tankstellenerben Karl Kovarik, der 26 Mio. Euro Starthilfe leistete, die Immofina Holding GmbH, die dann 2006 in Signa Holding GmbH umbenannt wurde. Die größte Tochtergesellschaft der Holding ist heute die Signa Prime Selection AG: Sie ist Eigentümerin von außergewöhnlichen Immobilien in besten Innenstadtlagen, dazu gehören u.a. das Berliner KaDeWe, der Upper West Tower an der Gedächtniskirche, das Park Hyatt und das Goldene Quartier in Wien, sowie das Alsterhaus und die Alsterarkaden in Hamburg. Das Konzept Warenhaus war schon fast totgesagt, da legte Signa Karstadt und Kaufhof zusammen und Benko schuf damit einen „Giganten“: Und dies bringe heute sehr gute Synergien beim Einkauf und bei der Logistik.
Höher: die vieldiskutierten neuen Hochhausbauten
Unter dem Stichpunkt „Höher“ ging es u.a. um die in Berlin viel diskutierten neuen Hochhausbauten und um die Projekte Karstadt-Kurfürstendamm und Karstadt am Hermannplatz: Besonders spannend zeigt sich der Umbau des Karstadt-Gebäudes am Hermannplatz. Aus politischer Ecke im Bezirk wird von einem „Monumentalbau“ gesprochen und dass ein Neubau dieser Art „trotz aller Faszination für das historische Gebäude in der heutigen Situation überzogen und unangemessen sei“. IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder fragte nach: „Was sind Ihre Strategien, doch noch das zu bekommen was Sie wollen?“ Benko erklärte: „Wir sind bekannt für unseren offenen Stil. Wir reden miteinander, wir wollen das etwas gut funktioniert“. Am Hermannplatz werde ein schönes, gemischt-genutztes Gebäude entstehen, „das wir auch langfristig behalten wollen“, zeigte sich Benko überzeugt. „Ich bin seit 2005 in Berlin aktiv und ein ‚begeisterter Berliner“. Man habe in allen Städten Diskussionen. „Wir gehen das immer mit sehr viel Geduld an. Am Ende kommen wir ans Ziel, weil wir ein Projekt auch mal zehn Jahre ruhen lassen können. Das heißt, man muss auch finanzielle Geduld haben – wir sehen das ziemlich entspannt“.
Jan Eder fragte, was Berlin und Wien eventuell voneinander lernen könnten? Benko meinte dazu: In Wien gebe es über 200.000 Wohnungen in öffentlicher Hand und das scheine dort gut zu funktionieren. Aber er sei ein Berlin-Fan: Sein Hauptquartier in Deutschland ist in Berlin.
© Kerstin Jana Kater – IHK Berlin
Und wohin geht die Entwicklung von Signa jetzt? Zum Beispiel, in eine andere Währung investieren: Anfang 2019 beschloss die Gruppe, ihre Immobilienaktivitäten auf den US-Markt auszudehnen und erwarb gemeinsam mit einem etablierten US-Partner das legendäre Chrysler Building in New York. Benko will es – unter Abstimmung mit dem Denkmalschutz – wieder als Büro-Immobilie bewirtschaften.
Bericht von Christine Nadler