Attraktiver Arbeitgeber sein

Macro-Trend: Diversität

Diversität hat sich in den letzten Jahren von einem Schlagwort im aktivistischen und wissenschaftlichen Kontext zu einer Notwendigkeit erfolgreichen Wirtschaftens entwickelt. Wer in Ausbildung und Beruf auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von Menschen eingeht, meidet nicht nur Diskriminierung, sondern fördert auch individuelle Talente. Darüber hinaus sind Arbeitgeber, die Miteinander und Teilhabe fördern, auch die attraktiveren Arbeitgeber – und damit jene, die um Wettbewerb um Fachkräfte die Nase vorn haben werden. Wir haben die wichtigsten Faktoren, Treiber und Beispiele aus der Praxis für Sie zusammengestellt.

Intersektionalität meistern

Hochschulen und Unternehmen richten vermehrt Stellen für Gleichstellung und Diversity Management ein, um unterschiedlicheren Zielgruppen mehr als zuvor gerecht zu werden. Dabei stehen sie vor der komplexen Aufgabe, die Wechselwirkungen unterschiedlicher Dimensionen von Diskriminierung zu durchdringen, die man auch als Intersektionalität bezeichnet. Das ist der Fall, wenn jemand aufgrund mehrerer Merkmale benachteiligt werden könnte, also etwa Schwarz ist und eine Behinderung hat.

Repräsentation und Sprache

Bei Filmen, Büchern und anderen Unterhaltungsmedien achtet das Publikum nun verstärkt darauf, ob Sprache und Figuren die Vielfalt der Gesellschaft abbilden. Es reagiert sehr viel empfindlicher auf Stereotypisierungen als früher und fordert die individuelle Betrachtung jeder Biografie. Dazu gehört auch die Ächtung als diskriminierend empfundener Worte oder der Wechsel vom generischen Maskulinum zum Gendern.

Treiber von Diversität 

  • DOPPELVERDIENER-MODELL
Der Anteil weiblicher Arbeitnehmerinnen ist stetig gestiegen, während die Reallöhne gefallen sind. Eine Familie von nur einem durchschnittlichen Gehalt zu ernähren, wäre heute bedeutend schwieriger als noch vor einigen Jahrzehnten.
  • GLOBALISIERUNG
Gesellschaften und damit auch Belegschaften werden immer multikultureller. Diese Diversität bringt ein höheres Maß an Innovation mit sich, aber vor allem anfangs auch Konflikte, die bearbeitet werden müssen.
  • DEMOGRAPHISCHER WANDEL
Junge Fachkräfte haben heute unterschiedlichere Hintergründe als früher, und durch die Digitalisierung wird es notwendig, auch ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitsnehmer immer wieder neu zu integrieren. Diese Vielfalt bereichert, wenn die Generationen voneinander lernen.

Beispiele aus der Praxis

Algorithmus für mehr Diversität

Das französische Start-up Mixity hat eine Data-Intelligence-Lösung entwickelt, die Unternehmen zu Innovation in den Bereichen Vielfalt und Inklusion und damit einhergehend zum Abbau von Ungleichheiten ermutigen soll. Konkret hat das Start-up eine Plattform gelauncht, über die sich mittels Daten-Input für Organisationen ein Index-Wert bzw. ein Fußabdruck hinsichtlich ihrer Diversity-Reife errechnen lässt. Unternehmen können ihren Footprint anschließend nutzen, um Bereiche mit Verbesserungsbedarf zu identifizieren. Mixity liefert gleichzeitig Vorschläge, wie der Indexwert verbessert werden kann.

Karrierenetzwerk normalisiert Beschäftigungslücken

Das Karrierenetzwerk LinkedIn hat zusätzliche Jobtitel ergänzt, die es Eltern, die zuhause bleiben, ermöglichen, ihre LinkedIn-Profile zu aktualisieren. So haben Vollzeit-Eltern nun die Möglichkeit, bspw. “Stay-at-home mum/dad” als Bezeichnung auszuwählen. Damit einhergehend müssen Lebenslaufeinträge auf dem Portal auch nicht mehr zwingend mit Arbeitgebern verknüpft werden. Es sollen weitere Überarbeitungen der Lebenslauf-Funktionen folgen. LinkedIn will mit den neuen Optionen längere Beschäftigungslücken und Betreuungstätigkeiten normalisieren.

Browser-Erweiterung für inklusive Sprache

Das Schweizer Start-up Witty Works bietet eine Browser-Erweiterung an, die mit einem Autokorrektur-Programm gendersensible und inklusive Sprache fördern soll. Das Korrekturprogramm verwendet KI und Computerlinguistik, um Diskriminierung und versteckte Stereotype zu erkennen. “Witty” richtet sich gegen sprachliche Ausgrenzung und Beleidigung bestimmter sozialer Gruppen. Das Programm erkennt in Texten u.a. rassistisch konnotierte Begriffe, markiert sie und schlägt Alternativen vor. Das Angebot richtet sich v.a. Unternehmen, die ihre Kommunikation inklusiver gestalten wollen.

Inklusiver Onlinehändler

Der Onlinemarktplatz EnableAll stellt Inklusion und Barrierefreiheit an erste Stelle und will es auch Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen ermöglichen, eigenständig online einzukaufen. Denn bisher berücksichtigen die wenigsten herkömmlichen Onlinehändler in der User Experience Menschen diese Gruppe, wodurch ein Onlineeinkauf daher oft nicht möglich ist. EnableAll bietet verschiedene Assistenztechnologien, wie beispielsweise eine Vorlesefunktion und Formulare, die Bestellungen mit weniger Klicks ermöglichen.