IHK Berlin

Veränderte Kompetenzanforderungen

Trotz insgesamt positiver Beschäftigungsperspektive führt die Digitalisierung zu großen Bewegungen auf dem Arbeitsmarkt. Die Digitalisierung beeinflusst die Berliner Unternehmen schon heute tiefgreifend. Es entstehen nicht nur völlig neue Geschäftsmodelle, auch Produktionsprozesse und die Kommunikation mit dem Kunden haben sich in wenigen Jahren grundlegend geändert. Insbesondere auf die Arbeitswelt hat die Digitalisierung einen großen Einfluss. So verändern sich die Jobprofile und damit auch die Anforderungen an die Qualifikation der Mitarbeiter. Mittelfristig rechnen mehr als die Hälfte der Berliner Betriebe damit, dass in ihrem Unternehmen neue Tätigkeitsprofile entstehen.
 Allgemein gilt: Die Anforderungen an die Beschäftigten werden in den kommenden fünf Jahren steigen. So erwarten 83 Prozent der befragten Unternehmen, dass die Digitalisierung in den kommenden fünf Jahren zu zusätzlichen Kompetenzanforderungen an ihre Mitarbeiter führen wird.
 
 Auch in der Aus- und Weiterbildung müssen die Weichen neu gestellt werden. Ausgangspunkt für das Gelingen der notwendigen Fachkräfteentwicklung ist dabei die Feststellung der heute benötigten Kompetenzen. So gewinnen neben IT-Kenntnissen zunehmend sogenannte „Soft Skills“ wie Lernfähigkeit, selbstständiges Arbeiten und Teamfähigkeit an Bedeutung. Das ist das Ergebnis einer großangelegten Untersuchung, die das WifoR Institut Darmstadt im Auftrag der IHK durchgeführt hat.
 
Für die Untersuchung hat das WifoR-Institut über 100.000 Berliner Stellenanzeigen für 27 Berufsbilder analysiert und die in den Anzeigen geforderten Kompetenzen der einzelnen Berufe miteinander verglichen. So war es möglich, verschiedene Berufsgruppen hinsichtlich ihrer Ähnlichkeit zu überprüfen und daran anknüpfend mögliche Szenarien für Übergänge von einem Beruf in den anderen zu entwickeln. Die Ergebnisse zeigen, welche Perspektiven Beschäftigte in Branchen haben, die sich aufgrund des technologischen Wandels voraussichtlich stark verändern werden.
Die Digitalisierung verändert folglich die Arbeitswelt, ist aber trotz aller Herausforderungen durch gezielte Weiterbildungsstrategien für Unternehmen und Beschäftigte zu bewältigen. Zu Beginn steht dabei der Blick auf die Entwicklung zukünftiger Fachkräftebedarfe in der jweiligen Branche bzw. der entsprechenden Berufsgruppe. Zudem muss im nächsten Schritt genau geschaut werden, was die Beschäftigten an Kompetenzen und Qualifikationen mitbringen, und wie man sie – mit Hilfe von zielgerichteten Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen – an anderer Stelle wieder einsetzen kann. Bei der Suche nach neuen Fachkräften lohnt sich dabei auch ein Blick auf die eigene Belegschaft – häufig kann es sinnvoll sein, bereits vorhandene Mitarbeiter entsprechend der existierenden Kompetenzbedarfe weiter zu qualifizieren und auf diese Weise Kompetenz- bzw. Fachkräftelücken zu schließen.
 
Beispiel eines Übergangspfades von „Einkaufs-, Vertriebs- und Handelsberufen, mittel“ zu „Berufen in der Unternehmensorganisation und im Personalwesen, mittel“
 
Von “Einkaufs-, Vertriebs- und Handelsberufe, mittel” zu “Berufe in der Unternehmensorganisation und im Personalwesen, mittel”
 
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Aber auch auf die richtigen Rahmenbedingungen kommt es an. So sind der Breitbandausbau und die Umsetzung des DigitalPakts wichtig, reichen aber nicht aus. Benötigt werden flächendeckend Lehrkräfte, die mit digitalen Medien und didaktischen Konzepten arbeiten können. Auch bei der Aus- und Fortbildung der Berliner Lehrkräfte muss zwingend digitale Didaktik und Methodik mitgedacht werden. Zudem sollte der Berliner Senat zusätzlich in die Aufstiegsfortbildung investieren. Das geplante Erwachsenenbildungsgesetz auf Landesebene wäre hierfür eine ideale Gelegenheit.