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Berlin ist der ideale Standort für Innovationen

Die Wista Management GmbH (Wista) beteiligt sich auf dem Food Campus Berlin, einer Initiative des Projektentwicklers Artprojekt, mit einem Gründungszentrum. Für insgesamt rund 250 Mio. Euro entsteht am Teltowkanal in Tempelhof ein Ort der Kollaboration zwischen Food-Start-ups und etablierten Unternehmen.
Die Wista bringt ihre Kompetenz an der Schnittstelle von Wissenschaft und Wirtschaft und ihr Netzwerk in die innovative Gründerszene der Stadt bei der Entwicklung eines Smart Protein Hub & Makerspace innerhalb des Campus ein. Im Interview erläutert Wista-Geschäftsführer Roland Sillmann die Motive.
Berliner Wirtschaft: Herr Sillmann, warum engagieren Sie sich beim Food Campus Berlin?
Roland Sillmann: Um die Frage zu beantworten, möchte ich zunächst das große Ganze in den Blick nehmen. Ich war kürzlich auf einer internationalen Konferenz in Kenia. In diesem Land, dessen Bevölkerung ein Durchschnittsalter von 19 Jahren hat, geht es vor allem darum, wie man das Bevölkerungswachstum managt. Wie produzieren wir genug Nahrung für alle, woher sollen die Proteine kommen, um die Menschen zu ernähren? Innovationen im Lebensmittelbereich können ein wichtiger Baustein für die Beantwortung dieser Fragen sein. Daher geht es nicht nur um Themen wie Fleischalternativen, die manchmal in der deutschen Diskussion dominieren, sondern um Innovationen, die globale Fragen adressieren und den Wirtschaftsstandort Berlin stärken können.
Der Food Campus Berlin ist ein privatwirtschaftliches Projekt, bei dem Sie Kooperationspartner sind. Welche Vorteile sehen Sie dabei?
Als Wista haben wir bereits unterschiedliche Modelle ausprobiert, von der Bewirtschaftung eigener Immobilien bis zur Kooperation mit Partnern. Bauen ist mittlerweile langsam und teuer, deswegen hat es Vorteile, wenn wir unser Know-how auch woanders einbringen und angemietete Flächen bespielen können. Das tun wir mittlerweile an mehreren Orten der Stadt, etwa bald auch im Ludwig Erhard Haus, in Zusammenarbeit mit der IHK. Wir haben über die Jahre ein breites Ökosystem aufgebaut, im Technologiepark Adlershof sind bereits einige Start-ups aus dem Food-Tech-Bereich vorhanden. Als Landesgesellschaft genießen wir ein Ansehen, das es uns ermöglicht, zwischen Gründern und Etablierten Vertrauen aufzubauen – beide Seiten wollen von einer Kooperation profitieren. Das Interesse an einem Ort der Vernetzung besteht durchaus.
Braucht es denn heutzutage einen physischen Ort, reicht die digitale Vernetzung nicht aus?
Den braucht es auf jeden Fall! Dazu liegen genügend wissenschaftliche Erkenntnisse vor. Nur durch persönliche Begegnung können Kreativität und Vertrauen entstehen. In der Pandemiezeit waren Begegnungen nicht möglich, das macht sich bis heute bemerkbar. Innovation kann nur dank interdisziplinärem Austausch zustande kommen, dafür ist Berlin als Standort perfekt. Das macht auch die Stärke der Stadt aus, denn wenn es nur auf digitale Vernetzung ankäme, müsste kein Unternehmen nach Berlin kommen.
Sie haben sich in der Öffentlichkeit klar ­positioniert, wie wichtig es ist, ­internationale Talente anzuziehen, die für einen erfolg­reichen Innovations- und Wirtschafts- ­standort von elementarer Bedeutung sind. Wie ­beobachten Sie vor diesem Hintergrund die aktuelle politische Lage?
Wir setzten uns ja im Rahmen der Metropolregion Berlin-Brandenburg stark für den Innovationskorridor Berlin-Lausitz ein, da kommen wir aber insgesamt langsamer voran, als viele es sich wünschen. Und mit Blick auf den Lausitz Science Park oder die Brandenburgische Technische Universität ist es entscheidend, dass internationale junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch künftig dort hinkommen möchten. Wir sehen aktuell, dass Ostdeutschland auf der einen Seite aufgrund der verfügbaren Flächen und regenerativer Energieerzeugung für Großkonzerne attraktiv geworden ist. Da ist also viel Potenzial für wirtschaftliche Entwicklung. Ich möchte aber in aller Deutlichkeit sagen: Demokratiefeindliche Tendenzen sind momentan die größte Herausforderung für den Standort.

von Dr. Mateusz Hartwich