Auf den Punkt
© Philip Arnoldt – IHK Berlin
Gute Bildungsbasis für gleiche Chancen
Ein Blick nach Dänemark zeigt, wie frühkindliche Bildung aussehen kann – der Moment zum Handeln ist jetzt.
In einer Zeit, in der gesellschaftliche Teilhabe und beruflicher Erfolg mehr denn je von Bildung abhängen, rückt die frühkindliche Bildung in den Mittelpunkt. Die IHK Berlin setzt sich für innovative Bildungsmaßnahmen ein, welche die Zukunft unserer Kinder stärken. Eine gemeinsame Innovationsscoutingreise Anfang Oktober mit der Berliner Bildungssenatorin nach Dänemark hat uns eindrucksvoll vor Augen geführt, wie viel Berlin von seinen europäischen Nachbarn lernen kann – insbesondere im Bereich der frühkindlichen Bildung und der Digitalisierung.
Ein Blick nach Dänemark zeigt, dass die Sprachstandserhebung dort nicht nur gesetzlich vorgeschrieben ist, sondern auch durch klug konzipierte IT-Lösungen effizient und datenschutzkonform unterstützt wird. Dies könnte ein Vorbild für uns in Berlin sein. Denn Sprachentwicklung ist der Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe, und sie beginnt in den ersten Lebensjahren.
Wichtige Bildungsstudien zeigen, dass sich zwei Drittel der Bildungsunterschiede zwischen Kindern aus privilegierten und benachteiligten Familien bereits in den ersten sechs Lebensjahren herausbilden. Hier greifen Kitas unterstützend ein und bieten allen Kindern – unabhängig ihrer Herkunft – eine wichtige Startbasis. Die Kita ist damit entscheidend für Bildung und Chancengerechtigkeit.
In Berlin werden Entwicklungsdefizite oft erst bei der Schuleingangsuntersuchung bemerkt – das erschütternde Resultat: Rund ein Drittel der Kinder zeigt hier Sprachdefizite. Es ist daher richtig, dass der Berliner Senat mit dem Kita-Chancenjahr und dem BeoKiz-Verfahren diese Herausforderungen angeht und Maßnahmen zur frühen Sprach- und Entwicklungsförderung einführt. Aber es bleibt abzuwarten, wie erfolgreich diese Maßnahmen sein werden.
Gerade die Dänen zeigen uns, wie dies einfach und pragmatisch gelingen kann. Ein regelmäßiges Screening der Sprachentwicklung ist ein wichtiger Schritt zur Qualitätsentwicklung. Für pädagogische Fachkräfte eröffnet dies die Möglichkeit, an Sprachdefiziten gezielt zu arbeiten – eine Förderung, die das Fundament für Chancengleichheit schafft.
Statt die Digitalisierung des BeoKiz-Verfahrens für viel Geld selbst in die Hand zu nehmen, sollte man auf bereits erprobte Lösungen zurückgreifen. In Dänemark unterstützt zum Beispiel die Plattform Hjernen og Hjertet („Gehirn und Herz“) die Entwicklungsdokumentation digital und bindet gleichzeitig die Eltern aktiv ein.
Es liegt an der Berliner Politik, diese Impulse zu nutzen. Die sinkenden Geburtenzahlen bieten eine Chance, nachhaltige und innovative Bildungsmaßnahmen umzusetzen. Ein Blick nach Norden lohnt – für mehr Chancengleichheit und eine starke Bildungsbasis, die das ganze Leben trägt.
In der Kolumne „Auf den Punkt“ beziehen Mitglieder des Präsidiums aus ihrer persönlichen Sicht Stellung zu wirtschaftspolitischen Fragen.