BW 03/2022 - FACHKRÄFTE

Bergauf nach dem Corona-Tief

2021 wurden mehr ­Ausbildungsverträge abgeschlossen als im Jahr zuvor. Dennoch bleibt die Situation in vielen Branchen durch die anhaltende Krise angespannt 
Im Februar stellte die IHK Berlin die Ausbildungszahlen 2021 vor: Ein Plus von 2,5 Prozent an Neuverträgen zeigt die positive Trendwende bei neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen im Vergleich zum Vorjahr. Außerdem blieben Verträge weiterhin robust, und Ausbildungen wurden mit einer Bestehensquote von rund 82,5 Prozent erfolgreich abgeschlossen.Dennoch ist die Dynamik in vielen Branchen durch die anhaltende Krise, verschärfte Besetzungsprobleme, aber auch durch aktuelle wirtschaftliche Wachstumsrisiken, wie steigende Preise und ­Lieferengpässe, gebremst.
Krisenbetroffenheit findet sich vor allem weiterhin im Hotel- und Gastgewerbe sowie in der Veranstaltungs- und Tourismusbranche, die über weite Strecken der letzten zwei Jahre von Umsatzeinbußen, Kurzarbeit und Schwierigkeiten bei der Gewinnung von Personal betroffen waren. Große Teile von Industrieund Bau hatten und haben mit Exportschwierigkeiten, Lieferengpässen und zunehmenden Besetzungsschwierigkeiten zu kämpfen. Deshalb ist es hier im Vorjahresvergleich zu leichten Rückgängen gekommen. In den anderen Branchen zeigt sich Erholung im Vergleich zu 2020. Im Vergleich zum Vorkrisenniveau 2019 gehen die jetzt noch fehlenden Verträge zu 60 Prozent auf das Hotel- und Gastgewerbe (minus 428 Verträge) und die Dienstleistungsbranche (minus 347 Verträge) zurück.
Erfreulich ist, dass auch teils hohe Vertragssteigerungen seit 2020 festzustellen sind. Automobilkaufleute, Kaufleute für E-Commerce, Fachlageristen und Industrie-elektriker, aber insbesondere auch Fachkräfte für Veranstaltungstechnik haben einen großen Sprung aus der Krise gemacht. Krisengewinner, die sich seit 2019 positiv entwickelt haben, sind Industrieelektriker, Mediengestalter, Kaufleute im E-Commerce, Fachkräfte für Lagerlogistik und Kaufleute für Versicherungen und Finanzen.
Karen Koch, Bio Company SE, und Dorothee Frankenstein, mf Mercedöl GmbH, als Vertrete- rinnen der betroffenen Ausbildungsbetriebe schilderten, dass die Jugendlichen durch die nicht stattgefundenen Messen und Praktika starke Defizite in der Berufsorientierung aufweisen. Sie wiesen auf die große Bedeutung der Wiederaufnahme von umfangreichen Angeboten in der Berufsorientierung für die jetzigen Abschlussklassen hin.

von Anne Neidhardt