Talk-Panel: Quo vadis China-Geschäft?
Vom günstigen Produktionsstandort zum Technologietreiber: China hat sich längst zur ernstzunehmenden Wirtschaftsnation gemausert. Entwicklungen aus Fernost werden langsam, aber sicher zur echten Konkurrenz am Weltmarkt. Wenn der 10. „IHK-Außenwirtschaftstag NRW“ am 20. September in Aachen unter dem Motto „Welthandel im Weltwandel“ gut 800 Teilnehmer willkommen heißt, beleuchtet ein Workshop zum China-Geschäft das rasante Wachstum der Volksrepublik und die Auswirkungen für die deutsche Wirtschaft.
An China führt kein Weg mehr vorbei. Als Produktionsstandort, Absatzmarkt und wichtigster Importpartner Deutschlands ist die südostasiatische Volksrepublik auch für die IHK-Mitglieder aus NRW ein entscheidender Handelspartner und Investitionsstandort. China hat Deutschland als Exportweltmeister längst abgelöst und ist zugleich mit über 1,3 Milliarden Einwohnern der größte Markt der Welt. Und das Land will seine Rolle in Zukunft noch weiter ausbauen: Unter dem Motto „China 2025“ verfolgt die chinesische Regierung den Plan, sich in den nächsten Jahren die Weltmarktführung in speziellen technischen Bereichen zu sichern. Beispielsweise in Sachen E-Mobilität ist der Hightech-Standort bereits heute auf dem besten Weg, der neue Innovationstreiber zu werden. Zudem soll die sogenannte „Neue Seidenstraße“ bald die gesamte eurasische Region verbinden und Absatzmärkte wie Rohstoffquellen erschließen.
Unklare Verhältnisse am Weltmarkt
Die deutschen und europäischen Kammern fordern jedoch für ihre Unternehmen ein „Level-playing Field“ – also faire Wettbewerbsbedingungen – beim Marktzugang, damit diese neben der Konkurrenz aus Asien weiter bestehen können. Amerika befindet sich bereits in einem brodelnden Handelsstreit mit der Volksrepublik: Präsident Trump hat China überdeutlich vorgeworfen, die Ideen amerikanischer Unternehmen zu kopieren, und Strafzölle auf chinesische Einfuhren verhängt. Auch in deutschen Unternehmen geht die Angst vor dem Diebstahl geistigen Eigentums um – insbesondere über das Internet. Unklar ist, wie sich Besorgnis und erhitzte Gemüter zukünftig auf das China-Geschäft auswirken werden. Wie geht der Streit zwischen Amerika und China weiter? Und wie wirkt er sich auf Europa aus?
Geballtes Expertenwissen beim 10. IHK-Außenwirtschaftstag NRW in Aachen
„All das sind wichtige Fragen, die wir diskutieren müssen. Doch trotz aller Schwierigkeiten gilt: An China führt kein Weg vorbei“, fasst Dr. Gerhard Eschenbaum, der beim 10. IHK-Außenwirtschaftstag NRW in Aachen den Workshop zum China-Geschäft leitet, die aktuelle Lage zusammen. Als stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Düsseldorfer IHK mit der Verantwortung für den Außenwirtschaftsbereich und angesichts der starken Präsenz Chinas in Düsseldorf befasst er sich intensiv mit diesem Land. Seit 1987 reist er regelmäßig nach China, verfolgt die Entwicklungen des asiatischen Landes intensiv und ist bestens mit dem dortigen Markt vertraut.
Auch die Wirtschaftskraft chinesischer Unternehmen hier vor Ort in Nordrhein-Westfalen ist enorm, weiß Eschenbaum: „Der Düsseldorfer Kammerbezirk ist stark vom China-Geschäft geprägt: Jedes vierte der etwa 2.000 chinesischen Unternehmen mit einem Standort in Deutschland ist in der Landeshauptstadt angesiedelt.“ Grund dafür sei unter anderem die ideale geografische Lage mitten im Zentrum des bedeutendsten europäischen Ballungsraums. Im Umkreis von 500 Kilometern rund um die Stadt am Rhein steckt rund die Hälfte der europäischen Kaufkraft. Messe Düsseldorf, Stadt Düsseldorf sowie IHK Düsseldorf haben das wirtschaftliche Potenzial des Reichs der Mitte zudem früh erkannt und für chinesische Investoren mit dem gemeinsamen „China Kompetenzzentrum Düsseldorf“ eine zentrale Anlaufstelle geschaffen, die die Ansiedlung erleichtert.
Neben Eschenbaum sind am 20. September vier weitere Spezialisten für das China-Geschäft auf dem Podium. Andreas Schmitz – Aufsichtsratsvorsitzender der HSBC Trinkaus & Burkhardt AG und Präsident des Beirats der Deutsch-Chinesischen Wirtschaftsvereinigung – bringt die Finanzerfahrung eines echten Chinakenners mit. Jens Hildebrandt, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in China für Süd- und Südwestchina, vermittelt den Teilnehmern einen realistischen Eindruck der Lage vor Ort. Die Brücke zu den Teilnehmern schlägt schließlich André Tünkers: Er ist Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens mit China-Standort, das Spanntechnik und Greifersysteme für Automatisierungsvorgänge insbesondere in der Automobilproduktion weltweit herstellt. Juristische Fragen beantwortet Rechtsanwalt Philip Lazare, Partner der Anwaltskanzlei Luther und deutscher Leiter des Standorts in Shanghai.
Welt- und handelspolitisch hat China in den vergangenen Jahren ebenso wie technologisch einen gewaltigen Satz nach vorn gemacht. Ist das für deutsche Unternehmer nun ein Grund zur Besorgnis oder aber eine Chance, die es nur richtig zu nutzen gilt? Die kompetente Expertenrunde gibt den Teilnehmern des Workshops Orientierungshilfen für das China-Geschäft.
Informationen rund um den 10. „IHK-Außenwirtschaftstag NRW“ in Aachen und die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es im Internet unter www.ihk-aussenwirtschaftstag-nrw.de.