Konjunkturbericht Herbst 2022

Energiekrise: Geschäfts-
erwartungen auf Rekordtief

Die Energiekrise verunsichert viele Unternehmen am Bayerischen Untermain extrem, dabei ist insbesondere der Blick auf die nächsten Monate von großer Sorge geprägt. Die Geschäftserwartungen fallen in der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK Aschaffenburg auf ein Rekordtief. 53 Prozent der regionalen Unternehmen rechnen künftig mit einer schlechteren Geschäftslage, aber nur 6 Prozent mit einer Verbesserung. Die Energie- und Rohstoffkosten sind dabei mit Abstand größter Sorgentreiber für 82 Prozent der Unternehmen und branchenübergreifend verantwortlich für den massiven Einbruch der Geschäftserwartungen.
„Insbesondere die Industrie ist in vielen Fertigungsprozessen auf eine vollumfängliche Gasversorgung angewiesen und die energieintensiven Industriezweige stehen auch heute schon vor existenziellen Herausforderungen. Um eine drohende Deindustrialisierung in unserer Region zu verhindern, brauchen unsere Unternehmen dringend eine sichere Versorgung mit bezahlbarer Energie“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Andreas Freundt.
Aber auch im Baugewerbe sorgt man sich, dass die Energiekostenexplosion zusammen mit Lieferengpässen und den gestiegenen Bauzinsen für ein Ende des langjährigen Baubooms sorgen könnte. Im Handel wird befürchtet, dass die Kunden ihr Geld für gestiegene Heizungs- und Stromrechnungen zurücklegen müssen und deshalb das Konsumklima einbricht. Gleiches gilt für den Tourismussektor, der sich dank der schönen Sommermonate gerade etwas vom Corona-Einbruch erholt hat und nun ahnt, dass das nächste Urlaubsbudget der Kundschaft ebenso den gestiegenen Energiekosten zum Opfer fallen könnte. Bei den personenbezogenen Dienstleistungen drückt gleichermaßen ein möglicher Sparkurs der Kundschaft auf die Geschäftserwartungen, wohingegen die unternehmensbezogenen Dienstleistungen den Abschwung in den oben genannten Branchen zu befürchten haben.
„Der Energiekostenexplosion kann sich niemand entziehen, dabei hatten die Unternehmen gerade begonnen sich von den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu erholen und die laufenden Geschäfte haben sich gegenüber dem Frühjahr sogar noch etwas verbessert“, so IHK-Konjunkturexperte Andreas Elsner. Zuletzt waren demnach 47 Prozent der Unternehmen voll ausgelastet und weitere 40 Prozent mit der Auslastung zufrieden. Dieser Trend kehrt sich nun aber um. Die Unternehmen erwarten wieder ein sinkendes Auftragsvolumen und damit einhergehend auch eine geringere Kapazitätsauslastung. Die hohen Energiekosten treiben auch das Preisniveau weiter in die Höhe. 82 Prozent der regionalen Unternehmen planen eine Anhebung der Verkaufspreise.
Mit Blick auf die nächsten Monate verschlechtert sich die Investitionsbereitschaft spürbar und die Personalpläne werden per Saldo leicht negativ. 10 Prozent der Unternehmen wollen die Beschäftigtenzahl steigern, wohingegen 17 Prozent mit sinkenden Zahlen rechnen. Die Probleme mit stockenden Lieferketten haben sich zuletzt etwas verringert, allerdings haben damit immer noch 18 Prozent der Betriebe erheblich zu kämpfen. Drei Viertel der Befragten reagieren auf Lieferschwierigkeiten mit einer erhöhten Lagerhaltung, eine Mehrheit setzt auch auf eine verstärkte Diversifikation der Lieferanten, aber auch eine Reduktion des Angebots ist für 44 Prozent der Unternehmen unumgänglich.
Der Konjunkturklimaindikator, der sich aus der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage und der künftigen Geschäftserwartung zusammensetzt, fällt von zuletzt 111,8 Punkten auf aktuell 82,5 Punkte. Ein noch stärkerer Absturz wird von der vergleichsweise noch guten Lageeinschätzung verhindert. 41 Prozent bewerten die aktuelle Geschäftslage mit gut, 13 Prozent mit schlecht und die Übrigen mit befriedigend. An der Umfrage haben sich 253 Unternehmen unterschiedlichster Wirtschaftszweige und Größenordnungen aus der Region Bayerischer Untermain beteiligt.