Fachkräftesicherung

Best-Practice-Beispiele

Digital Brücken bauen – Ein Innovationsprojekt zur Unterstützung der Betriebe bei der Integration von Azubis mit Fluchthintergrund in den Arbeitsalltag

Im Rahmen der Landesinitiative “Durchstarten in Ausbildung und Arbeit“ hat das Projekt “Digital Brücken bauen“ zu Themen der Ausbildung einige Erklärvideos in einfacher Sprache produziert, beispielsweise zur Beschäftigungserlaubnis und zum Berichtsheft. So werden Betriebe bei der Ausbildung von Geflüchteten entlastet.
Die IHK Aachen unterstützt das Projekt, das vom Sozialwerk Aachener Christen e.V. gemeinsam mit der Picco Bella gGmbH und dem Verein für allgemeine und berufliche Weiterbildung e.V. (VabW) durchgeführt wird.
Am 21. September 2022 findet ein kostenfreier ganztägiger Workshop statt, bei dem Ausbildungsverantwortliche lernen, mit einfachen Mitteln Erklärvideos zu erstellen.

Was Sie im Workshop lernen:

•    Sie lernen die wichtigsten Werkzeuge kennen, um einen Erklärvideos anzufertigen.
•    Sie erstellen ein kurzes animiertes Erklärvideo zu einem für Sie ausbildungsrelevanten Thema. 
 
Ihr Ergebnis nehmen Sie in den Betrieb mit und können es gleich anwenden!

Anmeldung

Eine direkte Anmeldung zum kostenfreien Workshop ist unter folgendem Link möglich:
https://www.digital-bruecken-bauen.de/Termine/ 

Tragende Rolle: Wie die Sihl GmbH dem Fachkräftemangel entgegenwirkt

Israel Monwuba kommt gerade aus der Nachtschicht, er ist motiviert und gut gelaunt. “Ich bin gerne hier”, sagt der 28-Jährige. 2016 kam er alleine aus Nigeria nach Deutschland, heute arbeitet er als Maschinen- und Anlagenführer bei der Sihl GmbH in Düren. Zugeflogen ist ihm die Stelle nicht – Monwuba hat einige Jahre in einer Flüchtlingsunterkunft bei Nideggen gelebt, mehrere Deutschkurse besucht und Praktika gemacht. 2018 startete er seine Ausbildung bei Sihl, das Unternehmen hat insgesamt bereits 50 junge Menschen ausbildet hat, davon zehn mit Flucht- oder Migrationshintergrund. “Wir sind immer auf der Suche nach qualifizierten und motivierten Leuten”, sagt Geschäftsführer Reiner Bolz. Einen Unterschied, aus welchem Land jemand komme, mache er nicht. “Das spielt für uns überhaupt keine Rolle.” Nur gewisse Deutschkenntnisse seien wichtig, das erleichtere den Einstieg und die Integration ins Unternehmen. 

Ausbilden,um einzustellen

“Wir bilden aus, um einzustellen”, erklärt Bolz auf dem Weg durch die Produktions- und Lagerhallen an der Kreuzauer Straße, in denen Papiere, Folien und Gewebe beschichtet und veredelt werden. Auch die Lacke werden im Dürener Werk selbst hergestellt. Die Beschichtungsanlagen und Ausrüstmaschinen laufen – je nach Auftragslage – fast rund um die Uhr. “2004 haben wir angefangen, auszubilden. Bis dahin waren alle Anlagen- und Maschinenführer angelernte Kräfte”, sagt Bolz. “Wir haben gesehen, dass das nicht ausreicht.” Die Anforderungen sind mit den Jahren gestiegen: höhere Produktivität, eine sich stetig verändernde, innovative Produktpalette, Digitalisierung am Arbeitsplatz. Nicht jeder könne die hochkomplexen Maschinen bedienen, aber gerade das mache den Job auch so spannend, sagt der Geschäftsführer. “Weil wir so viele verschiedene Produkte haben, macht man nie acht Stunden lang das Gleiche.” Immer wieder müssen die Maschinen umgerüstet werden, die Bahnzüge müssen eingestellt werden, denn jedes Produkt laufe anders über die Maschine. “Eine Beschichtungsanlage hat 200 verschiedene technische Parameter, die es zu überwachen gilt, eine Ausrüstmaschine um die hundert: Wie laufen die Walzen? Wie ist die Qualität? Gibt es Falten oder Kratzer?” Bei jedem Material seien die Eigenschaften anders und dementsprechend auch das ideale Setting. “Dafür muss man ein Gespür entwickeln.”

Hoher Materialwert und eine Menge Verantwortung

Azad Abbo liebt diese Herausforderung. Auch er ist nach einem Praktikum und der anschließenden zweijährigen Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer bei Sihl übernommen worden. Er sei immer gut in Mathe gewesen und der Ausbildungsberuf genau das Richtige für den heute 23-Jährigen: “Wir tragen hier eine sehr große Verantwortung”, sagt er. “An einem Tag werden circa 300.000 bis 400.000 Euro Materialwert über die Maschinen gefahren – das machen auch Mitarbeiter, die wie ich erst zwei Jahre dabei sind.” Hohe Konzentration sei bei der Arbeit gefragt, sowohl bei der Beschichtung als auch Ausrüstung. “Wir haben 650 verschiedene Produkte, das heißt 650 verschiedene Kombinationen aus einem Trägermaterial und einem Lack. Bei verschiedenen Breiten kommt man auf etwa 4.000 Halbfabrikate. Im Fertigfabrikat sind es dann bis zu 15.000 Artikel, die wir bedienen müssen.” Vor einigen Jahren wanderte zudem die Qualitätskontrolle aus einer zentralen Stabsabteilung zurück in die Produktion: “Jeder Maschinenführer prüft die Qualität selbst und kann – und muss – auf Abweichungen schnell reagieren.”

Ausbildung immer noch unterbewertet

Trotzdem werde diese Berufsausbildung immer noch stiefmütterlich betrachtet, berichtet Susanne Grün, Leiterin Personalwesen bei Sihl. “Ein Maschinen- und Anlagenführer erhält mit der Ausbildung ein sehr gutes Paket, um in verschiedenen Funktionen und Firmen tätig zu werden”, sagt sie. “Es ist eine attraktive Ausbildung mit Zukunft, aber in der Öffentlichkeit völlig unterbewertet.” Umso schwieriger sei es, geeignete Fachkräfte zu finden. Sie würden händeringend gesucht. “Die Problematik besteht schon länger, aber die Situation wird drastischer”, betont die Personalerin. “Wir setzen hier vor allem auf die Ausbildung, um uns damit die Zukunft aufzubauen.“ Jedes Jahr stehen sechs Ausbildungsplätze für Maschinen- und Anlagenführer zur Verfügung – diese zu besetzen sei immer wieder ein Kraftakt. “Wir schöpfen alle Möglichkeiten aus, von Ausbildungsmessen bis hin zum digitalen Speed-Dating.” Neben dem Maschinen- und Anlagenführer bildet Sihl zurzeit auch zur Fachkraft Lagerlogistik, zum Fachinformatiker Systemintegration, Chemielaboranten und zu Industriekaufleuten aus. 

Sihl setzt auf Praktika und Einstiegsqualifizierung

Das Dürener Unternehmen, dessen Geschichte bis ins Jahr 1902 zurückreicht und das heute zur Schweizer Sihl-Gruppe gehört, baut seit geraumer Zeit auf Praktika, damit der zukünftige Auszubildende genau weiß, worauf er sich einlässt: “Er soll sich ein eigenes Bild von dem Unternehmen und der Tätigkeit machen. Das ist nur fair”, sagt Kay Riedner, seit 1998 Leiter Produktionsbereich Ausrüstung und seit 2005 Ausbilder im Bereich Maschinen- und Anlagenführer. “Wir können im Vorstellungsgespräch viel erzählen, aber die Erfahrung in der Praxis macht viel aus. Man muss das Umfeld spüren.“ Auch eine Einstiegsqualifizierung bietet eine gute Chance, sowohl die Praxis als auch die Berufsschule mitzubekommen und langsam in eine Ausbildung hineinzuwachsen. “Schließlich haben vor allem die jungen Menschen mit Migrationshintergrund eine Doppelbelastung, weil sie neben allem anderen auch noch die Sprache – und teilweise sogar die Schrift – erlernen müssen. Ich bewundere das zutiefst.”
Osman El Ali ist diesen Weg gegangen: 2015 kam der damals 15-Jährige aus dem Libanon nach Deutschland, ging zur Schule und wählte die Einstiegsqualifizierung, um zunächst an Sicherheit zu gewinnen. Seitdem haben sich seine Deutschkenntnisse stark verbessert: “Im Austausch mit den Kollegen verliert man schnell die Scheu, eine Sprache zu sprechen, in der man noch nicht so geübt ist. Das hat mir geholfen.” Außerdem kümmere sich die hauseigene Jugendvertretung engagiert um die Azubis – selbst in der Freizeit gebe es Aktivitäten, um den Teamgeist zu fördern. “Im Unternehmen werden auch Räume und Rückzugsorte zum Lernen organisiert, es gibt Nachhilfe oder Unterstützung bei der Wohnungssuche”, berichtet El Ali. “Für uns ist auch eine gute Prüfungsvorbereitung eine Selbstverständlichkeit”, führt Riedner aus, der zudem Vorsitzender im Prüfungsausschuss für Maschinen- und Anlagenführer bei der IHK Aachen ist. “Wir brauchen qualifizierte, gute Leute und zwar langfristig – also muss man ihnen auch die Chance geben, den Beruf richtig zu erlernen”, sagt er. Häufig sei aus der Sihl GmbH schon der beste Auszubildende im IHK-Bezirk bei den Abschlüssen hervorgegangen. “Und auch in diesem Jahr waren die Ergebnisse hervorragend', ergänzt Grün. 

Fluktuation geht gegen Null

Heute ist mehr als ein Drittel aller Mitarbeiter an den Maschinen selbst ausgebildet worden. “Das ist der einzige Weg und darauf sind wir stolz”, sagt Reiner Bolz. Und: “Wer einmal bei Sihl angefangen hat, hört meistens nicht mehr auf.” Er selbst ist mit 24 Jahren nach seinem Chemieingenieursstudium zu Sihl gegangen und mittlerweile seit 36 Jahren im Unternehmen tätig. Vor zwei Jahren wurde er Geschäftsführer. “Ich habe schon viele Leute verabschiedet, die 50- oder 51-jähriges Betriebsjubiläum hatten. Die Fluktuation geht nahezu gegen Null.” Das wünscht er auch den ehemaligen und aktuellen Auszubildenden: “Dass sie irgendwann auch ein großes Jubiläum feiern und so lange Spaß hier an der Arbeit haben.”
Von Anja Nolte

Warum Integration auch aus unternehmerischer Sicht ein Gewinn ist: Zu Besuch bei Deubner Baumaschinen

Die Mitarbeiterliste des Aachener Familienunternehmens Deubner Baumaschinen liest sich wie eine Reise durch die ganze Welt. 60 Mitarbeiter aus 16 Nationen. Von A wie Afghanistan bis V wie Vietnam. Mittendrin: Geschäftsführer Rolf Deubner. Er kennt jeden seiner Mitarbeiter. Und deren Lebensgeschichten – mal die lange, mal die kurze Version. Streng genommen hat die Familie Deubner selbst einen “Migrationshintergrund” – wie man heute sagen würde. Rolf Deubners Großvater Berndt Deubner zog nach dem Ersten Weltkrieg von Riga nach Berlin. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog er schließlich nach Aachen und gründete dort ein Unternehmen für Trümmerverwertung – der Grundstein für Deubner Baumaschinen. 73 Jahre später und zwei Umzüge weiter ist Deubner Baumaschinen in Aachen eine Institution. Ja, fast schon eine Marke, die in der Region jeder kennt. 

Unternehmen in dritter Generation

Mittlerweile hat mit Rolf Deubner die dritte Generation den Staffelstab übernommen. Dem 40-jährigen “Junior” ist die Firma in Fleisch und Blut übergegangen. Bereits als Schüler arbeitete er dort nebenher in den Ferien, nach seinem BWL-Studium stieg er komplett ein. Den “Multikulti-Gedanken” lebte auch er von Beginn an – wie bereits sein Vater und sein Großvater. “Dieser steckt einfach in unserer Familien-DNA, man muss nicht darüber nachdenken”, sagt Rolf Deubner. “Außerdem haben wir immer an Menschen geglaubt, die nicht den klassischen Lebenslauf vorweisen können. Wenn jemand sich einbringen wollte, war es für uns zweitrangig, wo er herkommt. Unsere Belegschaft ist bunt gemischt. Und daraus entsteht oft etwas ganz Spannendes, Wertvolles und Produktives.”

Vom “Mädchen für alles” zum Fuhrparkleiter

Dass das Wort Integration im Hause Deubner keine leere Worthülse ist, beweisen die vielen Menschen, die dort angestellt sind. Viele bereits seit Jahren oder Jahrzehnten. So wie Enes Ademovic. Der Bosnier mit serbischem Pass flüchtete 1992 vor dem Krieg in seiner Heimat Jugoslawien nach Deutschland. Damals konnte er gerade einmal “Hallo” sagen. Nach verschiedenen Gelegenheitsjobs trat er am 1. Mai 1995 seinen ersten Arbeitstag bei der Firma Deubner an. Ein Glücksfall – für ihn und das Unternehmen. Denn von dem Zeitpunkt an begann seine rasante Karriere. Los ging es zunächst “als Mädchen für alles”, wie Ademovic selbst seinen Einstieg schmunzelnd beschreibt. Stück für Stück arbeitete er sich weiter hoch. Zum Lkw-Fahrer, Mietdisponenten, stellvertretenden Mietparkleiter, Mietparkleiter und schließlich zum Stellvertreter von Rolf Deubner. Wie kam es dazu? “Weil mir immer wieder die Gelegenheit gegeben wurde, mich weiterzuentwickeln”, erklärt Ademovic. 
Er erinnert sich an eine Situation zurück. Als er noch Lkw-Fahrer war, rief ihn eines Tages der damalige Geschäftsführer Axel Deubner in sein Büro und sagte: “Du bist viel zu schlau zum Lkw-Fahren, du musst im Büro arbeiten und dich um die Vermietungen kümmern.” Ademovic lehnte ab. “Ich konnte damals noch nicht so gut Deutsch und dachte nur: Wie soll ich mich dort unterhalten? E-Mails beantworten? Am Telefon reden?” Axel Deubner ließ allerdings nicht locker und damit war der Weg für alle weiteren Karrierestufen geebnet. Mittlerweile pflegen beide Männer ein freundschaftliches Verhältnis. Axel Deubner nennt Enes Ademovic seinen “Adoptivsohn”. Der wiederum nennt die Firma sein zu Hause.

Erfolgsgeschichten statt Fachkräftemangel

Solche Karrieren sind bei Deubner Baumaschinen keine Ausnahmen, sondern sind in allen Abteilungen zu finden, ganz gleich ob Verkauf, Buchhaltung, Werkstatt, Einkauf oder Lager. “Die Rahmenbedingungen und Regeln sind für alle gleich – unabhängig vom kulturellen Hintergrund. Bestimmte Dinge wie die Gleichberechtigung von Geschlecht, Religion und Hautfarbe sind nicht verhandelbar. Es geht um die gemeinsame Sache – wer das nicht versteht, muss gehen”, sagt Rolf Deubner. Und natürlich ist nicht immer alles eitel Sonnenschein, wo verschiedene Menschen und Kulturen aufeinandertreffen. “Manchmal kann es wehtun, manchmal gibt es Reibung. Aber normalerweise merkt man recht schnell: Wir sitzen alle im selben Boot. Und wenn alle das Boot nach vorne bringen wollen, dann ist es doch egal, wo wir herkommen”, ist Rolf Deubner überzeugt. Mit dieser Einstellung ist sein Unternehmen in den vergangenen 73 Jahren kontinuierlich gewachsen. “Wenn man seinen Mitarbeitern einen Vertrauensvorschuss gibt und auch ‚weiche‘ Faktoren zulässt, dann gewinnt man überdurchschnittlich engagierte und motivierte Leute. Darin liegen auch unternehmerische Chancen.” Der Nebeneffekt: Über Fachkräftemangel kann sich die Firma nicht beklagen. Headhunter brauchte sie nie.
Als 2015 der Slogan “Wir schaffen das!” in aller Munde war, war auch für Rolf Deubner klar: Wenn so viele Leute zu uns kommen, dann müssen da auch gute Arbeitskräfte dabei sein. “Lässt man sich darauf ein, dann kommen oft Erfolgsgeschichten dabei heraus. Es ist auch aus unternehmerischer Sicht sinnvoll, verschiedene Kulturen zusammenzubringen. Denn diese Mischung macht eine Firma erfolgreich, stark und einzigartig”, ist sich Rolf Deubner sicher. Diversität ist in dem Aachener Familienunternehmen übrigens in jeglicher Hinsicht Realität. Von fünf Abteilungen werden zwei von Frauen geleitet – und das in einer “Männerbranche”. 

Vorbilder in den eigenen Reihen

Für Rolf Deubner sind dabei Vorbilder wie Enes Ademovic Gold wert. Sie haben es geschafft, kennen aber auch die andere Seite. Sie haben sich hochgearbeitet und haben nichts geschenkt bekommen. Solche Mitarbeiter helfen neuen Kollegen gerne weiter, da sie wissen: Auch ich habe damals Hilfe bekommen. Gerade junge Mitarbeiter wie Hisham El Alouani profitieren davon. Als er vor sieben Jahren mit 18 nach Deutschland kam, hatte er eine lange Flucht hinter sich. Der junge Marokkaner hatte seine Familie, seine Freunde, ja – sein ganzes bisheriges Leben hinter sich gelassen, um in Deutschland ein besseres Leben zu beginnen. “Ich hatte Glück, dass mein Weg mich damals zu der Firma Deubner geführt hat. Hier wurden mir alle Möglichkeiten gegeben. Denn ich hatte nichts, konnte kein Wort Deutsch”, sagt Hisham El Alouani. Zunächst machte er dort ein Jahr lang ein Praktikum und besuchte parallel dazu die Schule. Als er seinen Abschluss  in der neunten Klasse in der Tasche hatte – übrigens als einer der besten seines Jahrgangs – begann er eine kaufmännische Ausbildung bei Deubner. Mittlerweile hat er dort einen unbefristeten Arbeitsvertrag unterschrieben. Aber das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. “Hisham El Alouani ist Vollblutmechaniker, ihm geht das Herz auf, wenn er einen Motor sieht”, schmunzelt Rolf Deubner. “Daher ist geplant, dass er anschließend eine zweite Ausbildung zum Land- und Baumaschinenmechatroniker beginnt.” Bis dahin hat er noch genug Gelegenheit, sein Deutsch weiter zu verbessern und andere Fertigkeiten zu erwerben, um diese anspruchsvolle Ausbildung absolvieren zu können. Dabei hilft ihm auch ein ehemaliger Aachener Schulleiter, der zweimal die Woche in der Firma vorbeischaut, um den Azubis Nachhilfe in Fächern wie Deutsch und Mathe zu geben. 
Hassan El Alouani weiß, dass sein Weg auch anders hätte verlaufen können. Er ist dankbar für das, was er bislang erreichen konnte: “Die Firma Deubner hat mein Leben gerettet – daher versuche ich, etwas zurückzugeben. Ich will ein richtig guter Mechaniker werden, damit ich die Werkstatt weiterbringen kann.” Daneben hat er aber noch ein anders Ziel: Er möchte seine Familie bald in Marokko besuchen, die er seit seiner Flucht nicht mehr gesehen hat. 

Ein attraktiver Arbeitgeber – auch für Quereinsteiger

Dass Integration langfristig gelingen kann, zeigen aber auch andere Beispiele in der Belegschaft. Denn mittlerweile ist schon die zweite Generation im Unternehmen angekommen. So wie Anna Alfawicki. Höchstens ihr Nachname verrät noch ihre polnische Herkunft. Karneval 1988 kam sie als siebenjähriges Mädchen mit ihren Eltern nach Deutschland. Bereits ihr Vater hat bei Deubner gearbeitet. Anna Alfawicki hingegen machte Karriere bei einer weltweit tätigen Bekleidungskette, wo sie sich vom Ferienjob bis zur Standortleiterin Düren hocharbeitete. Aber richtig glücklich war sie in dieser Position irgendwann nicht mehr. “Da kam das Angebot von Rolf Deubner, in seinem Unternehmen den Bereich Arbeitsschutz zu übernehmen. Da musste ich nicht lange überlegen”, blickt die 40-jährige gelernte Schreinerin zurück. Ihr Kollege Qazim Emrulai wagte ebenfalls den Sprung in eine ganz andere Branche. In einem großen Aachener Warenhaus leitete er die Abteilung für Herrenbekleidung. Mittlerweile unterstützt der Sohn albanischer Einwanderer das Verkaufsteam. Rolf Deubner sagt: “Für uns ist es keine Selbstverständlichkeit, dass Menschen wie Anna Alfawicki und Qazim Emrulai ihre alten Jobs hinter sich lassen, um zu uns zu kommen. Für uns ist das aber auch ein großes Kompliment und ein Zeichen dafür, dass wir unsere Sache wohl doch ganz gut machen.”
Von Carolin Kruff