Tourismusdialog Stadt | Land

„Gemeinsam Zukunft gestalten“

Tourismusdialog Stadt | Land 2024 ging in die vierte Runde und stand ganz im Zeichen der Mitarbeiterbindung und -gewinnung. 

Zum Tourismusdialog „Stadt Land – Gemeinsam Zukunft gestalten“ trafen sich Organisatoren und Teilnehmende Ende März im Schlachthof. Unter dem Motto „Innerer Antrieb – äußerer Erfolg: Neue Wege der Mitarbeiterbindung und -gewinnung” lockte die Veranstaltung über 130 Besucher nach Wiesbaden.
In fast allen Branchen mangelt es momentan an Nachwuchs und die Situation wird sich zusätzlich verschärfen, wenn die Boomer-Generation in Rente geht. Hart trifft es den Tourismus und das Gastgewerbe, hier zeigen sich die Folgen des Fachkräftemangels seit der Corona-Pandemie besonders deutlich. Den Teilnehmer:innen wurden in Vorträgen und einer Talkrunde Lösungsansätze vorgestellt, mit denen es gelingen kann, dem Mangel an Arbeits- und Fachkräften entgegenzuwirken.

Begrüßung

Impulse gaben zum Auftakt des Tourismusdialogs Bürgermeisterin Christiane Hinninger (Wiesbaden) und Landrat Sandro Zehner (Rheingau-Taunus-Kreis). Hinninger mahnte intensive Anstrengungen für nachhaltige Lösungen an, Zehner forderte dazu auf, positiv von der Tourismusbranche zu sprechen und nicht zu klagen. Beispiele für konzertierte Fachkräftegewinnung sind die „Arbeitgebermarke der Stadt Wiesbaden“ und der „Runde Tisch Arbeitskräftemangel Rheingau“. Hinninger und Zehner betonten beide: „Wir wollen als Stadt und Landkreis bei dieser branchenübergreifenden Herausforderung unsere Kompetenzen einbringen – sei es mit dem Jobcenter, der Wirtschaftsförderung oder der ProJob – und planen konkrete Maßnahmen, um das Gastgewerbe oder den ÖPNV bei der schwieriger werdenden Suche nach Fachkräften zu unterstützen.“

Lösungsansätze aus der Praxis

In einer Talkrunde lieferten die Teilnehmer:innen Best-practice-Beispiele aus ihren jeweiligen Bereichen. Yvonne Heider, Geschäftsführerin von Tourismus Management Hessen, stellte den Zertifizierungsprozess für das Gütesiegel „TourCert“ vor, das Destinationen als nachhaltiges Reiseziel ausweist. Wiesbaden Rheingau und alle weiteren zehn Destination in Hessen befinden sich kurz vor dem Abschluss des Zertifizierungsprozesses. Martin Michel, Geschäftsführer der Wiesbaden Congress & Marketing GmbH, berichtete über die Green Globe Zertifizierung für das Kurhaus und das  RMCC. „Wir haben schon beim Bau des RMCC auf Nachhaltigkeit geachtet“. Nachhaltigkeit ist für ihn alternativlos. Johannes Falck, der den Rhein-Main-Verkehrsverbund vertrat, verwies auf den Erfolg des Job-Tickets. In Bezug auf eine Gästekarte, mit der Besucher:innen im Rheingau Buse und Bahn kostenfrei nutzen können, stünde man im Austausch, vor allem, was die Finanzierung betrifft. Susanne Röntgen-Müsel, Direktorin des Hotels „Im Schulhaus“ in Lorch, setzt mit ihrem Angebot schon seit zehn Jahren auf Nachhaltigkeit. Ihren Gästen sei Klimaneutralität sehr wichtig, berichtete sie. Auf die Folgen des Klimawandels ging Peter Seyffardt, Rheingauer Weinbaupräsident, ein. Wassermangel und Energiekosten würden die Betriebe sehr beschäftigten und zum Handeln zwingen. „Nachhaltigkeit soll Bestandteil im täglichen Geschäft sein“, betonte er. Patrick Kunkel, Bürgermeister von Eltville, berichtete vom Einsatz der Stadt beim Klimaschutz. Eltville ist als nachhaltige Kommune zertifiziert und verfolgt weiterhin ehrgeizige Ziele. „Wir müssen uns an den Klimawandel anpassen“, betonte er.

Austausch über den Stand der Dinge

In seinem Impulsvortrag „Veränderungen im Marketing oder Entwicklung von Arbeit?“ ging Björn Eichner von Realizing Progress unter anderem auf die Gründe ein, aus welchen Mitarbeiter ihre Arbeitgeber verlassen: Sie finden nicht, was sie erwarten - nämlich Zugehörigkeit, Sinnempfinden und Selbstwirksamkeit. Er stellte beispielhafte Lösungen unterschiedlicher Unternehmen vor, die ungewöhnliche Wege beim Recruiting oder der Organisation von Arbeit gehen. Christoph Hensler vom MittelstandDigital Zentrum Tourismus beleuchtete unter anderem die Folgen des Demographischen Wandels für die Tourismusbranche und stellte mögliche Lösungsansätze wie Automatisierungen vor. Marcus Bittner und Natalie Schmidt präsentierten die „Arbeitgebermarke der Stadt Wiesbaden“. Seit 2019 arbeitet die Stadt an der Entwicklung dieser Marke, die Pluspunkte bei der Mitarbeitergewinnung bringen soll. Dabei wurden die Beschäftigten mit eingebunden um authentische Aussagen zu erhalten. Entstanden sind Plakate und kurze Clips unter dem Claim „Meine Stadt meine Möglichkeiten“. Weitere Aspekte des zeitgemäßen Recruiting und der Integration von Beschäftigten brachte der Impulsvortrag „Erfolgsfaktoren im Recruiting/Recruiting Quick Check“ von Dr. Bernhard Rosenberger (Rosenberger+Company).

Exkursionen mit Best Practice Beispielen

Am Nachmittag konnten sich die Teilnehmenden des Dialogs in Form eines Word Cafés über laufende Entwicklungen informieren, Potenziale für die Zusammenarbeit identifizieren und Lösungsansätze aktiv mitgestalten. Als Alternative zum Besuch des „World Café“ wurde eine Exkursion zum Heimathafen im Alten Gericht angeboten, der seinerseits für Kreativität, Gründergeist und soziale Innovationen steht.