Fachkräfte finden: Jetzt aktiv werden

Leicht ist es immer noch nicht. Aber viele Unternehmen sehen wieder etwas mehr Licht als Schatten. Auch bei den Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel. Vom Engagement an Schulen bis zur Vielfalt im Arbeitsleben: Lassen Sie sich inspirieren!
Lange stand der Fachkräftemangel auf Platz eins der Geschäftsrisiken. Das hat sich geändert: Heute bestimmen die fragile Weltlage, eine schwächelnde Konjunktur und politische Unsicherheit den Unternehmensalltag. Viele Betriebe agieren vorsichtig, halten ihr Personal oder bauen es sogar ab. Doch diese Zurückhaltung ändert nichts am strukturellen Fachkräftemangel. Laut einer Blitzumfrage der Niederrheinischen IHK vom Juli 2025 hellt sich die Stimmung in den Unternehmen wieder etwas auf. Sollte die Konjunktur anziehen, wird die Fachkräftesituation schnell zum entscheidenden Wachstumsfaktor. Besonders in Branchen wie Bau, Gesundheit und Dienstleistungen ist die Personaldecke bereits jetzt zu dünn. Für Duisburg und den Niederrhein gilt das in besonderem Maße. Hier treffen demografischer Wandel und wirtschaftliche Transformation aufeinander. Betroffen sind nicht nur akademisch ausgebildete Fachkräfte, sondern vor allem beruflich Qualifizierte – das Rückgrat des regionalen Mittelstands. Die Herausforderung ist bekannt und es gibt auch Strategien, ihr zu begegnen. Matthias Wulfert, Leiter des Geschäftsbereichs Aus- und Weiterbildung bei der Niederrheinischen IHK, sagt dazu: „Entscheidend wird sein, wie aktiv die Unternehmen jetzt gegensteuern – durch Ausbildung, Weiterbildung, strategisches Personalmarketing und Offenheit für neue Zielgruppen. Dazu gehören Fachkräfte aus dem Ausland und Frauen, die (wieder) ins Berufsleben einsteigen wollen. Denn eines ist klar: Wer jetzt nicht in Fachkräfte investiert, riskiert morgen Wettbewerbsnachteile. “Was Betriebe bereits konkret machen, zeigen wir auf den folgenden Seiten. Erfahren Sie, wieso sich ein Unternehmer für das Duisburger Sprachcamp engagiert. Erleben Sie, wie ein Bauunternehmen seine Azubis beim Prüfungserfolg unterstützt. Lesen Sie, wie mit dem IHK-Feststellungsverfahren aus einer erfahrenen Mitarbeiterin eine anerkannte Fachkraft wurde. Und schließlich: Ein Gespräch mit einem Unternehmer, für den Vielfalt nicht nur Programm, sondern gelebte Kultur ist.

Sprachcamp: Ein Schritt hinaus in die Realität

Social Media ist aus dem Schulalltag nicht wegzudenken. Die Welt dort hat aber oft wenig mit der Realität zu tun. Die Fühler in die echte Arbeitswelt auszustrecken, braucht Überwindung. Das Berufsorientierungs- und Sprachcamp der IHK bietet dazu Gelegenheit.
„Junge Menschen bei der Berufsorientierung zu fördern, ist ein wichtiges Anliegen“, sagt Phillip Cremerius. Der Geschäftsführer der CTS Cremerius-Transport-Service GmbH erzählt, dass sein Vater und Firmengründer Rainer Cremerius das IHK-Sprachcamp bereits seit der Gründung vor nunmehr acht Jahren unterstützt. Besonders bemerkenswert findet er dabei, „dass die Jugendlichen freiwillig ihre Ferienzeit investieren und selbst Verantwortung übernehmen. “In den Osterferien in diesem Jahr haben 30 Achtklässler aus Duisburg-Marxloh und Walsum das Angebot wahrgenommen. Mit praktischen Übungen lernten sie, selbstbewusst aufzutreten. Und den richtigen Umgang mit dem ersten selbst verdienten Geld. „Gerade bei diesen lebenspraktischen Fragen stehen viele Jugendliche komplett orientierungslos da“, sagt Cremerius. Diese Erfahrung macht er auch bei den Bewerberinnen und Bewerbern um Ausbildungsstellen im eigenen Unternehmen. „Das Sozialleben ist heute leider häufiger auf Social Media beschränkt. Im persönlichen Kontakt sind die jungen Leute dann eher schüchtern und zurückhaltend.“ Hinzu komme ein Mentalitätswandel, den er ebenfalls im eigenen Betrieb wahrgenommen hat: „Trotz dieser Unbeholfenheit besteht bei manchen von Anfang an eine Anspruchshaltung gegenüber dem Arbeitgeber. Hier ist ebenfalls etwas mehr Realitätssinn gefordert. Der wächst dann mit der Erfahrung und der Anleitung im Betrieb.“
Berufsalltag, wie er wirklich ist
Das Berufsorientierungs- und Sprachcamp ist eine perfekte Gelegenheit, solchen Realitätsschocks vorzubeugen. Die Jugendlichen konnten in diesem Jahr bei der Böge-Textil-Service GmbH & Co. KG erleben, wie es in einem Industriebetrieb zugeht. Im Camp selbst luden Unternehmen wie die Collin KG zu spannenden Workshops ein, in denen die Jugendlichen selbst anpackten. Außerdem lernten die Schülerinnen und Schüler, wie sie sich in Vorstellungsgesprächen selbstbewusst und authentisch präsentieren. Auch Werner Schaurte-Küppers, IHK-Präsident und Schirmherr des Duisburger Schulmodells, sieht im Camp großes Potenzial: „Hier erleben Unternehmer, was in den Jugendlichen steckt – abseits von Noten und Zeugnissen. Wer mitdenkt, mutig Fragen stellt oder kreative Lösungen findet, bleibt im Gedächtnis. Das Camp hat schon oft zu Praktikumsplätzen oder sogar Ausbildungsstellen geführt.“ Diese Erfahrung hat auch Phillip Cremerius gemacht. „Es gibt immer mal wieder Anfragen nach Praktika“, erzählt er. Allerdings stünde der Bereich Logistik meist nicht ganz oben auf der Hitliste der Wunschberufe. „Aber ein Praktikum kann hier ganz neue Perspektiven eröffnen. Denn die Jugendlichen haben meist gar keine konkrete Vorstellung, wie viele verschiedene Bereiche in der Logistik zusammenspielen. Und wenn dabei herauskommt, dass es doch nicht das Richtige war: Das ist dann auch eine wertvolle Erkenntnis!“
Verantwortung übernehmen - auch gesellschaftlich
Für ihn ist das Camp nicht nur wegen der Kontakte zu potenziellen Azubis eine wertvolle Sache. „Wir unterstützen das gerne, weil wir hier auch ein Stück gesellschaftliche Verantwortung zeigen können. Und ganz praktisch dazu beitragen, dass Jugendliche bessere Chancen bekommen. Denn nicht nur wir brauchen diese Fachkräfte von morgen dringend!“ Den Fachkräftemangel spürt er bereits deutlich. Immer weniger Bewerbungen auf Ausbildungsstellen erreichen das Unternehmen. Dabei ist CTS genau da, wo sich potenzielle Azubis aufhalten könnten: auf Azubi-Messen, bei Fußball- und Handballvereinen und bei den relevanten Berufskollegs. Die Logistik-Branche erfährt vielleicht nur einen Hauch früher als andere Branchen, wie sich der Fachkräftemangel anfühlt. Umso wichtiger, dass Projekte wie das Berufsorientierungs- und Sprachcamp weiter von Unternehmen gefördert werden. Phillip Cremerius ist zuversichtlich: „Wir bleiben auf jeden Fall am Ball – auch beim Sprachcamp!“
Das IHK-Berufsorientierungs- und Sprachcamp bringt Achtklässler mit der Duisburger Wirtschaft zusammen. Die Schüler können Berufe und Betriebe entdecken und lernen, im Team zu arbeiten. Das Camp ist Teil des Duisburger Schulmodells. Jugendliche können sich für eine Teilnahme bewerben. Das Langzeitprojekt der Niederrheinischen IHK wird von Unternehmern unterstützt.
Betriebe, die sich beteiligen möchten, können sich an Yassine Zerari wenden: 0203 2821-216 zerari@niederrhein.ihk.de

L&W Consolidation: 365 Tage im Jahr Vielfalt leben

Diversität ist in Unternehmen ein unbestrittener Erfolgsfaktor, das belegen zahlreiche Studien. Aber wie wird aus dem Bekenntnis zu Vielfalt gelebte Kultur? Oliver Kirch, Prokurist beim Duisburger Personaldienstleister L&W Consolidation, teilt seine Erfahrungen.
Herr Kirch, warum liegt Ihnen das Thema Vielfalt am Herzen?
Oliver Kirch: Mir liegen die Menschen am Herzen. Und Menschen sind nun einmal verschieden! Es geht darum, die Perspektiven von anderen als Bereicherung zu erfahren und auch ihre Grenzen anzuerkennen. Und das 365 Tage im Jahr und nicht nur an bestimmten Tagen, wo alle ihre Regenbogenfahnen heraushängen. Meine Biografie ist von Offenheit und innerer Stärke geprägt.
Schon als Jugendlicher habe ich mich als queere Person in einem konservativen Unternehmerhaushalt geoutet – und zum Glück früh echte Wertschätzung erfahren. Diese Erfahrung hat mich nachhaltig geprägt. Eine ganz andere Herausforderung kam vor mehr als zwei Jahrzehnten hinzu: eine schwere Erkrankung, die mein Leben auf eine neue Weise beeinflusst hat. Auch hier habe ich die Kraft des offenen Umgangs gespürt – und erfahren, wie stark Vertrauen und Rückhalt im beruflichen Umfeld sein können. Beide Erfahrungen haben meine Resilienz gestärkt und meine Haltung als Führungskraft geprägt.
Ich kenne also verschiedene Perspektiven. Egal welche sexuelle Orientierung, welcher Glauben, welche kulturellen Hintergründe, alt oder jung, gesund oder krank, mit oder ohne Migrationshintergrund: Die Mischung in einem Unternehmen macht es. Meine Erfahrung ist, dass eine „bunte Tüte“ am besten funktioniert.
Wie setzen Sie das Thema im eigenen Unternehmen um? Eine Personaldienstleistung hat ja eine besondere Verantwortung gegenüber dem eigenen Personal, das für Kunden arbeitet.
Wir legen auch bei unseren Kunden Wert auf eine vielfältige und wertschätzende Unternehmenskultur. Stimmt diese nicht, lehnen wir Aufträge auch ab. Menschen sind für uns keine Ware. Auch bei der Arbeitnehmerüberlassung achten wir auf Verträge, die in eine Festanstellung münden. Dazu checken wir immer persönlich die Atmosphäre. Ich lasse dann bewusst auf mich wirken: Wie werden Menschen empfangen? Wie gehen die Angestellten in das Gebäude? Wer ist willkommen? Und die wichtigste Frage: Würde ich selbst dort arbeiten wollen? Wenn die Antwort ein „Nein“ ist, ist auch keine Zusammenarbeit möglich.
So wie Sie es beschreiben, sind gemeinsame Werte das Grundgerüst der Zusammenarbeit in Ihrem Unternehmen. Wie setzen Sie das konkret um?
Selbstverständlich haben wir die Charta der Vielfalt und die Charta der Vereinbarkeit unterschrieben. Das sind aber keine Papierbekenntnisse, sondern sie werden gemeinsam mit Leben gefüllt. Diversity funktioniert nur mit flachen Hierarchien. Es geht darum, in den Teams verschiedene Blickwinkel bei Entscheidungen einzufordern und einzubeziehen. Ob diese Prozesse klappen, evaluieren wir einmal im Monat.
Dazu gehen wir immer in ein Co-Working-Space oder in ein Café, das alleine hilft schon. Was Sie vielleicht erstaunen wird, aber sehr erfolgreich ist: Wir haben als Verhaltenskodex und für unsere gemeinsame Unternehmenskultur den guten alten Knigge ausgegraben.
Es geht um Respekt und die Grundregeln des sozialen Miteinanders. Ein weiterer Erfolgsfaktor: Wir haben im Betrieb einen freiwilligen Persönlichkeitstest angeregt. Wer möchte, kann das Ergebnis für die Kolleginnen und Kollegen freigeben. So kann ich zum Beispiel einschätzen, hab ich es mit einer introvertierten Person zu tun, die vielleicht später wertvolle Beiträge liefern kann, obwohl sie in der Diskussion erst einmal ruhig war. Das kostet alles Zeit, die aber durch eine wirklich positive Unternehmenskultur aufgewogen wird. Darauf sind wir stolz. Außerdem haben wir die Weiterbildungs- Wünsche unserer Mitarbeiter in einer eigenen Akademie umgesetzt. So haben wir in diesem Jahr einhundert Prozent Mitarbeiterzufriedenheit erreicht.
Wie spüren Bewerberinnen und Bewerber den besonderen Spirit?
Viele haben bereits einen positiven Eindruck, weil sie unsere Social Media-Posts kennen. Oder sie haben uns als Speaker auf Job- und Karrieremessen erlebt. Wir sind bei den Bewerbungsprozessen immer auch ein wenig Lebensberater. Wenn es bei der einen Position nicht klappt, kann das vielleicht ein Anstoß sein, in eine andere Richtung zu überlegen. Ganz wichtig: Bei uns geht nach einer Bewerbung niemand ohne ein persönliches Telefonat aus dem Verfahren.
Denn auch das hat mir meine jahrzehntelange Erfahrung als Führungskraft gezeigt: Diversity im Unternehmen heißt, die Position des Gegenüber einzunehmen, Vorbehalte ernstzunehmen und dann auf einer gleichberechtigten Basis zu entscheiden. Und eigentlich selbstverständlich: Offen sein für Fehler, die man selbst macht und daraus lernen. Denn auch das macht Menschen aus.

Praxis super, Theorie mau? - Neue Wege bei der Azubi-Ausbildung

Was tun, wenn Azubis trotz aller Begabung für den Beruf an den Prüfungen scheitern? Mit einer pragmatischen Idee schafft die IHK Abhilfe: Gezielter Unterricht, der die angehenden Fachkräfte individuell unterstützt. Maasbau aus Moers profitiert davon.
Lennox Green liebt den Beruf des Straßenbauers. Er sagt, er sei familiär geprägt: Auch sein Vater arbeitet bei Maasbau in Moers. Dort macht Lennox seine dreistufige Ausbildung. Im ersten Jahr erhält er eine berufliche Grundbildung. Im zweiten Jahr folgt die Ausbildung zum Tiefbaufacharbeiter. Das dritte Ausbildungsjahr vertieft die Spezialisierung zum Straßenbauer. Vor dem dritten Jahr steht jedoch eine große Hürde: die Abschlussprüfung. Für Lennox doppelt schwierig, weil er eine diagnostizierte Lernschwäche hat. „Auswendiglernen und Prüfungen vorvorzubereiten fiel mir immer schon schwer“, erzählt er. Was also tun? Der Geschäftsführer Thomas Kuchejda hat Kontakt mit der Niederrheinischen IHK und erfährt dort von dem Angebot „Prüfungsdeutsch für Gastronomen“. Damit werden Azubis in der Gastronomie gezielt auf ihre Ausbildungsprüfungen vorbereitet. „Das könnte auch etwas für uns sein“, war sein erster Gedanke.
Gezielt helfen statt stressen
Personalsachbearbeiterin Debra Falzberger kontaktierte IHK-Experten Yassine Zerari, der das Projekt mitentwickelt hat. Maasbau fördert das Vorhaben mit einer Jahresspende. Aber: Das Experiment kam zunächst etwas stockend in Gang. „Die Azubis mussten begreifen, dass wir ihnen keine zusätzlichen Schulstunden aufbürden. Sondern dass wir ganz gezielt helfen“, sagt Thomas Kuchejda. Um den Stress nicht zu erhöhen, kam das Unternehmen den Azubis mit Freizeitausgleich entgegen. Und irgendwann funkte es dann zwischen Yassine Zerari und den Azubis. „Herr Zerari hat mit uns alles wiederholt, was in den Prüfungen vorkom-men könnte“, sagt Lennox Green. „Uns fehlten teilweise die Grundlagen, um die Fragen richtig zu verstehen.“
Yassine Zerari beschreibt seine Sicht auf den Kurs: „Es ging hier weniger um die Sprache, als um ganz elementare Kenntnisse, beispielsweise in Mathe. Dabei kann ich nicht zaubern, es kommt auch auf das Engagement der Azubis an. Aber wenn ich die hohe Motivation sehe, dann fiebere ich n atürlich mit, dass das Ergebnis auch stimmt.“ Im Fall von Lennox hat sich das Engagement gelohnt: Er kann jetzt das dritte Ausbildungsjahr beginnen und freut sich auf „Praxis, Praxis, Praxis“. Das Engagement von Maasbau für ihre Azubis hat einen ernsten Hintergrund. In der Baubranche ist qualifizierter Nachwuchs selten geworden. „Die Berufe sind bei Jugendlichen häufig ganz unbekannt. Eigentlich sind das sehr interessante Hightech- Jobs. Sie werden aber gar nicht so wahrgenommen“, sagt Thomas Kuchejda. „Wir stehen vor einer Mangelsituation, obwohl die Arbeit eine hohe Qualifikation erfordert und auch gut bezahlt wird.“ Maasbau bietet rund 30 Ausbildungsplätze über alle Ausbildungsjahre an. Aktuell sind es etwas weniger. Bereits ein Ausdruck der schwierigen Azubi-Suche.
Am Puls der Zeit bleiben
Das Thema Ausbildung hat deswegen höchste Priorität im Betrieb. Debra Falzberger kümmert sich speziell um das Ausbildungsmarketing. Social Media- Beiträge mit zielgruppengerechten Filmen, Messeauftritte, ein Tag der Offenen Tür mit einem Bau-Parcour und vieles mehr. Apropos Bau-Parcour: „Weibliche Bewerberinnen sind noch absolut selten. Bauberufe sind körperlich anspruchsvoll, aber kein Ding der Unmöglichkeit. Wir hatten beispielsweise das Thema ‚Bordstein hochheben‘ bei einer unserer Azubi-Challenges. Da hat eine Teilnehmerin den kraftstrotzenden Jungs ganz schön ihre Grenzen gezeigt. Es ist nicht alles Kraft, sondern eine Mischung aus Kraft und Köpfchen nötig“, erzählt Falzberger.Einen Schritt nach vorne macht Maasbau auch bei der Akquise von neuen Azubis aus dem Ausland. In Zusammenarbeit mit dem Bauindustrieverband NRW konnten acht Ausbildungsplätze mit jungen Männern aus Kamerun besetzt werden. Auch hier endet das Engagement nicht mit dem Azubi-Vertrag: Gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfern in Moers kümmert sich das Unternehmen um Sportvereine, Wohnungen und die soziale Anbindung der neuen Auszubildenden. „Azubis brauchen heutzutage einfach etwas mehr, um bei der Stange zu bleiben. Wo wir dazu beitragen können, tun wir das gerne“, sagt Geschäftsführer Thomas Kuchejda. Lennox jedenfalls hat seinen Traumberuf gefunden und gute Chancen, auch das dritte Lehrjahr erfolgreich abzuschließen.
Wer sich für die Projekte „Prüfstein Bau“ oder „Prüfungsdeutsch für Gastronomen“ interessiert, kann mit Yassine Zerari Kontakt aufnehmen: 0203 2821-216, zerari@niederrhein.ihk.de

Berufliches Feststellungsverfahren: Endlich ein offizieller Titel

Etliche Jahre arbeitete Marion Zielonka als Sachbearbeiterin in der Gesundheitsbranche. Kompetent, mit viel Know-how und sehr engagiert. Für das Unternehmen kein Problem, aber für sie selbst fehlte eine wichtige Sache: ein Berufsabschluss.
Als Quereinsteigerin kam Marion Zielonka zu ihrem jetzigen Beruf. Nach einem begonnenen Studium konnte sie als Sachbearbeiterin bei einem technischen Dienstleister in der Gesundheitsbranche Fuß fassen. Nur eine Sache wurmte sie: Ihr fehlte ein offizieller Nachweis. Trotz aller beruflichen Kompetenz, die sie sich in den Jahren angeeignet hatte. „Ich wollte das gerne für mich haben, in Deutschland legen wir ja immer noch viel Wert auf Zeugnisse. Und mir fehlte ein Berufsabschluss“, sagt die 35-Jährige. Nach einer Internet-Recherche war schnell klar: Die IHK kann helfen. Das Feststellungsverfahren macht es möglich. Personen ohne Berufsabschluss, aber mit Berufserfahrung, können eine Prüfung ablegen und somit eine Bescheinigung über die Vergleichbarkeit mit einem IHK-Berufsabschluss erhalten. Bewerben können sich Personen ab 25 Jahren mit Berufserfahrung, die das 1,5-fache der regulären Ausbildungszeit beträgt. Bei einer regulären dreijährigen Ausbildung entspräche das also 4,5 Jahren Praxis. Das Verfahren basiert auf dem Berufsbildungsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetz (BVaDiG). Marion Zielonka nahm Kontakt zu IHK-Expertin Clarissa Blaß auf. Ihre Einschätzung: Die Tätigkeiten der Quereinsteigerin kommen einer Kauffrau für Büromanagement sehr nahe. Die IHK-Prüfungsausschüsse kontrollieren dann die beruflichen Kompetenzen. Für jedes Verfahren wird ein sogenanntes „Feststellungstandem" gebildet. Die Prüfer stellen praxisnahe Aufgaben, wie sie auch in der regulären Abschlussprüfung vorkommen. Stimmen die Ergebnisse mit dem Ausbildungsstandard überein, gibt es ein IHK-Zeugnis. „Ich musste live Aufgaben aus dem Berufsfeld lösen. Aufträge, Bestellungen, Rechnungen – all das war mir aus meinem Job-Alltag bekannt, ein paar andere Themen habe ich mir im Zuge der Vorbereitung noch angeeignet. So hat alles prima geklappt und ich bin sehr froh, dass ich mich nun auch ganz offiziell Kauffrau für Büromanagement nennen darf!“, freut sich Marion Zielonka stolz.
Das Feststellungsverfahren war bis 2025 unter dem Namen „ValiKom Transfer“ bekannt. Seit dem 1. Januar 2025 ist es gesetzlich verankert und Teil des Berufsbildungsgesetzes. Wenn Arbeitgeber oder Arbeitnehmer an dem Verfahren teilnehmen möchten, berät die Niederrheinische IHK gerne. Ansprechpartnerin bei der IHK: Clarissa Blaß, 0203 2821-457, blass@niederrhein.ihk.de

Alle Texte der Titelstrecke: Susanne Hartmann
Niederrheinische Industrie- und Handelskammer Duisburg-Wesel-Kleve zu Duisburg
Mercatorstraße 22–24
47051 Duisburg
E-Mail: ihk@niederrhein.ihk.de
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