Pressemeldung, 8. Mai 2024

Konjunkturumfrage der IHK Köln: Lage in der Industrie weiter kritisch – aber Erwartungen weniger negativ

Die Lage ist weiter schlecht; die Aussichten sind insgesamt nicht mehr ganz so trüb wie zu Jahresbeginn. Das zeigt die Frühjahrs-Konjunktur-Umfrage der IHK Köln.
Die Industrie, ansonsten ein wichtiger Treiber der wirtschaftlichen Entwicklung in der Region, befindet sich in äußerst schwierigem Fahrwasser. In den Industrieunternehmen sind die Erwartungen deswegen weiterhin negativ.
„Nach wie vor gibt es eine Menge ungelöster Aufgaben“, sagt Dr. Uwe Vetterlein, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln. „Wenn die nicht schleunigst angepackt werden, bleibt die Situation für die Wirtschaft weiter problematisch.“
Die schwache Nachfrage und die unklaren wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen schlagen sich jetzt sogar – trotz Fachkräftemangel – auf dem Arbeitsmarkt nieder. Nur 15 Prozent unserer Unternehmen bauen Stellen auf, aber 24 Prozent wollen Stellen abbauen.
„Das sind alarmierende Signale, die sich bereits in einer leicht steigenden Arbeitslosenquote und einem Rückgang der offenen Stellen widerspiegeln“, so Vetterlein. „Die weniger schlechten Aussichten dürfen nicht über die strukturellen Risiken hinwegtäuschen.“
Hauptprobleme bleiben die schwer berechenbare Energie- und Klimapolitik mit ihren überambitionierten zeitlichen Vorgaben, die ständig wachsende Bürokratie und der Fachkräftemangel. Das führt dazu, dass sich die Unternehmen mit Investitionen in Deutschland weiter sehr zurückhalten.
„Die Politik ist gefordert, den Unternehmen schnellstmöglich eine schlüssige Perspektive für Investitionen in Deutschland aufzuzeigen. Die Unternehmen müssen Vertrauen in den Standort Deutschland zurückgewinnen, wir dürfen den Anschluss an andere Industrienationen nicht noch weiter verlieren“, so Vetterlein weiter. „Die Wirtschaft muss sich wieder auf Politik verlassen können!“

Ergebnisse für den gesamten IHK-Bezirk

Der Konjunkturklimaindikator, der die Gesamtstimmung der Wirtschaft ausdrückt, steigt leicht auf 95 Punkte (89 zu Jahresbeginn) und liegt damit weiter deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 109,6 Punkten. 

Lage weiter angespannt

Die Geschäftslage bleibt weiter angespannt. Zwar bezeichnen mit 23 Prozent etwas weniger Unternehmen als zu Jahresbeginn (25 Prozent) ihre Lage als schlecht. Aber nur noch 24 Prozent sprechen von einer guten Lage (Vorumfrage 29 Prozent). Die noch ganz gute Lagebeurteilung der Dienstleistungsunternehmen verhindert ein Abgleiten ins Minus.

Geschäftserwartungen nur geringfügig besser

Die weniger schlechten Aussichten der Unternehmen lassen zumindest hoffen, dass die Talsohle erreicht ist. Mehr Unternehmen als bei der Vorumfrage (14 statt 10 Prozent) erwarten eine Verbesserung ihrer Geschäfte, weniger Unternehmen (24 statt 35) fürchten noch schlechtere Ergebnisse. Dieses Bild zieht sich durch alle Branchen. Insgesamt bleiben die Erwartungen aber im negativen Bereich. Die Aussichten verändern sich allenfalls von sehr schlecht auf schlecht.

Kaum neue Investitionen

Die Investitionsneigung der Unternehmen ist weiterhin gering. Nur 24 Prozent planen höhere Investitionen, 31 Prozent aber niedrigere. Das sind zwar leicht verbesserte Werte als gegenüber der Vorumfrage zu Jahresbeginn. „Klar wird aber, dass Industrie und Handel deutlich weniger investieren wollen und der Dienstleistungsbereich die schlechten Zahlen nach oben zieht“, so Vetterlein. „Das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen auf dem Spiel steht!“

Beschäftigungsaussichten pessimistisch

Auch hier ein deutliches Alarmsignal: Der Beschäftigungsindikator bleibt zum dritten Mal im Minus. Das bedeutet, dass mehr Unternehmen Personal abbauen als andere aufbauen wollen. In der Folge stieg zuletzt die Arbeitslosenquote in unserem IHK-Bezirk an. „Sichtbares Zeichen für einen schwierigeren Arbeitsmarkt ist“, so Vetterlein, „dass sich auch die Anzahl der offenen Stellen im Vergleich zum Vorjahr verringert hat.“

Finanzlage bleibt kritisch

42 Prozent der Unternehmen sprechen von Problemen bei ihrer Finanzierung, für 19 Prozent ist Liquidität ein Thema. „Das ist besorgniserregend“, so Vetterlein. Die Zahlen sind im Vergleich zur Vorumfrage kaum verändert. Durch die sich etwas abschwächende Inflation haben sich die Finanzierungsbedingungen zumindest nicht weiter verschärft. 

Ergebnisse für die Stadt Köln

In der Stadt Köln hat sich die Lage der Unternehmen insgesamt leicht verschlechtert. Nur noch 29 Prozent der Unternehmen beurteilen ihre derzeitige Lage als „gut“, das sind zwei Prozent weniger als noch zu Jahresbeginn. 24 Prozent beurteilen ihre Lage als „schlecht“ – fünf Prozent mehr als zu Jahresbeginn. Auch bei den Investitionen und den Beschäftigungsabsichten verschlechtert sich die Lage. 31 Prozent der Unternehmen wollen weniger investieren, 24 Prozent Stellen abbauen. Dagegen wollen nur 25 Prozent mehr investieren und 19 Prozent mehr Stellen schaffen. 
Die drei Hauptrisiken sind für Kölner Unternehmen weiterhin der Fachkräftemangel (57 Prozent), die Inlandsnachfrage (57 Prozent) und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (53 Prozent).

Ergebnisse für die Stadt Leverkusen

Ein kleiner Lichtblick in der Stadt des Deutschen Fußballmeisters. Mit 34 Prozent beurteilt ein Prozent der Unternehmen mehr als bei der Vorbefragung die Lage als „gut“. Noch erfreulicher: Nur noch 18 Prozent beurteilen ihre Lage als „schlecht“ – in der Vorumfrage waren es noch 25 Prozent. Allerdings haben sich bei den Unternehmen in Leverkusen dennoch die Investitionsabsichten leicht verschlechtert. Die Beschäftigungspläne der Unternehmen bleiben aber unverändert.
Als Hauptrisiken für die wirtschaftliche Entwicklung nennen die Unternehmen den Fachkräftemangel (63 Prozent), die Inlandsnachfrage (55 Prozent) und die Arbeitskosten (51 Prozent).

Ergebnisse für den Rheinisch-Bergischen Kreis

Unverändert scheint die Lage der Unternehmen im Rheinisch-Bergischen Kreis zu sein. Weniger Unternehmen als in der Vorumfrage bezeichnen ihre Lage als „gut“ (16 statt 23 Prozent), aber ebenso beurteilen weniger Unternehmen ihre momentane Situation als „schlecht“ (19 statt 30 Prozent). 
Die Betriebe sind hier weniger pessimistisch. 11 Prozent gehen von einer Verbesserung der Lage aus (Vorumfrage 5 Prozent), nur noch 25 Prozent von einer ungünstigeren Entwicklung für die nächsten zwölf Monate (Vorumfrage 42). 
Als Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung sehen die Unternehmen im Rheinisch-Bergischen Kreis die Inlandsnachfrage (59 Prozent), gefolgt vom Fachkräftemange (58) und den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (jeweils 56 Prozent).  

Ergebnisse für den Rhein-Erft-Kreis

Kaum Veränderungen in der Beurteilung der Lage gibt es im Rhein-Erft-Kreis. 24 Prozent der Unternehmen geben sie als „gut“ an (Vorumfrage: 27 Prozent), 20 Prozent als „schlecht“ (24 Prozent). Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate haben sich hingegen deutlich verbessert. Zwar erwarten weiterhin nur acht Prozent eine bessere Geschäftsentwicklung, allerdings auch nur noch 19 Prozent (Vorumfrage: 38 Prozent) eine schlechtere Entwicklung. Immerhin rund drei Viertel gehen von einer gleichbleibenden Situation aus.
Als Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung sehen die Unternehmen im Rhein-Erft-Kreis den Fachkräftemangel (66 Prozent), gefolgt von der Inlandsnachfrage (52 Prozent) und den Energiepreise (48 Prozent).

Ergebnisse für den Oberbergischen Kreis

Die Lage im Oberbergischen Kreis hat sich im Vergleich zum Beginn dieses Jahres verschlechtert. Nur noch halb so viele Unternehmen wie in der Vorumfrage (13 statt 26 Prozent) bewerten ihre Lage als „gut“. 33 Prozent (Vorumfrage 31) sprechen von einer „schlechten“ Lage. Dafür blicken die Unternehmen hier deutlich positiver in die Zukunft. 15 Prozent (Vorumfrage: 10) glauben, dass sich ihre Lage in den kommenden zwölf Monaten verbessert, nur noch 24 Prozent (Vorumfrage: 44) glauben an eine schlechtere Entwicklung.
Als Hauptrisiken für die künftige wirtschaftliche Entwicklung sehen die Unternehmen im Oberbergischen Kreis die Inlandsnachfrage (71 Prozent), die Arbeitskosten (58 Prozent) und den Fachkräftemangel (57 Prozent). 

Allgemeines

Die Konjunkturumfrage Frühjahr 2024 wurde vom 3. bis 18. April bei rund 2.400 Unternehmen aus unserem IHK-Bezirk durchgeführt. 667 Unternehmen haben sich beteiligt. Die ausführlichen Ergebnisse des Konjunkturberichts zum Frühjahr 2024 finden Sie auf unserer Internetseite unter www.ihk.de/koeln/konjunkturbericht.