Strategie für die Transformation der Automobilindustrie

Die Region Braunschweig-Wolfsburg zählt zu den bedeutendsten Standorten der Automobil- und Zuliefererindustrie in Europa – und steht damit im Zentrum eines tiefgreifenden Strukturwandels. Mit dem Förderprojekt ReTraSON (Regionales Transformationsnetzwerk Südostniedersachsen) wurde in den vergangenen drei Jahren ein breit angelegter Beteiligungsprozess auf den Weg gebracht, um gemeinsam mit Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Gewerkschaften und Kammern tragfähige Strategien für die Zukunft der Mobilitätswirtschaft zu entwickeln. Anfang Juni wurde die „Regionale Transformationsstrategie“ öffentlich vorgestellt.

Zusammenarbeit als Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit

Rund 3.000 Akteurinnen und Akteure, darunter unsere IHKLW, haben sich am ReTraSON-Prozess beteiligt. Ihr gemeinsames Ziel: den Wandel in der Automobilbranche aktiv gestalten und dabei nicht nur auf Trends reagieren, sondern eigene Impulse setzen. „Die Transformation der Automobil- und Zuliefererindustrie erfordert technologische Innovationen und nachhaltige Geschäftsmodelle“, betonte Prof. Dr. Jens Südekum von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf in seiner Keynote. „Nur durch enge Zusammenarbeit zwischen Forschung, Industrie und Politik kann die Wettbewerbsfähigkeit langfristig gesichert werden.“
Thomas Ahlswede-Brech von der Allianz für die Region ergänzte: „Wir haben gemeinsam eine zukunftsfähige Strategie angestoßen. Der Prozess zeigt eindrucksvoll, wie stark der regionale Zusammenhalt und der Wille zur Transformation sind.“

Vier Handlungsfelder – ein gemeinsames Ziel

Kern der ReTraSON-Strategie sind vier sogenannte TransformationsLabs, in denen interdisziplinäre Teams konkrete Handlungsansätze für zentrale Themenfelder erarbeiteten:

Technologische Transformation

Im Fokus dieses Handlungsfelds standen über 40 Schlüsseltechnologien, die für die Mobilitätswirtschaft in Südostniedersachsen entscheidend sind. „Die technologische Zukunft birgt große Chancen, erfordert aber aktives, strategisches Handeln aller regionalen Akteure“, so Prof. Dr.-Ing. Thomas Vietor von der TU Braunschweig. Für das Teilgebiet Robotik und Automatisierung wurde das Netzwerk RoboSON etabliert, das die Potenziale intelligenter Automatisierung praxisnah erschließt. „Roboter werden unser Leben maßgeblich beeinflussen – wir sollten diesen Wandel aktiv gestalten“, betonte Prof. Dr. Holger Brüggemann von der Ostfalia Hochschule.

Zukunft der Arbeit

Digitalisierung, Dekarbonisierung und Demografie verändern die Arbeitswelt. Um Unternehmen auf diese Entwicklungen vorzubereiten, wurden praxisnahe Empfehlungen zu Weiterbildung, Wissensmanagement und Personalentwicklung erarbeitet. „Transformation braucht Veränderungsmachende“, so Prof. Dr. Simone Kauffeld von der TU Braunschweig. „Zukunftskompetenzen wie nachhaltiges Arbeiten, Datenverständnis und selbstgesteuertes Lernen sind entscheidend.“

Infrastrukturelle Transformation

Ein zentrales Ziel dieses Handlungsfelds ist es, nachhaltige Mobilität im urbanen wie ländlichen Raum zu ermöglichen – durch Ladeinfrastruktur, intermodale Verkehrskonzepte und intelligente Energiesysteme. „Öffentliche und private Akteure müssen gemeinsam smarte Angebote schaffen“, sagte Dr. Tobias Hesse vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Besonders betont wurden der automatisierte ÖPNV und die Vernetzung über digitale Plattformen.

Neue Geschäftsmodelle

Ein weiteres strategisches Ziel ist es, die starke Forschungslandschaft in marktfähige Innovationen zu überführen. „Die Kompetenzen sind da, aber sie sind über viele Institutionen verteilt“, erklärte Prof. Dr. David Woisetschläger von der TU Braunschweig. „Ein Innovationsökosystem kann helfen, diese Stärken zu bündeln und multiplizierbare Geschäftsmodelle zu entwickeln.“

Perspektive für das Netzwerk

Die ReTraSON-Ergebnisse zeigen, dass die Region bereit ist, die Transformation aktiv zu gestalten. Auch die politische Entwicklung weist in eine vielversprechende Richtung: Die Bundesregierung plant die Fortführung der Förderung regionaler Transformationsnetzwerke. Das bedeutet neue Perspektiven für ReTraSON – und für die Mobilitätsregion Südostniedersachsen. red