IHK-Leitfaden Klimaschutz

Szenario 2 - Klimawandel, Starkregen und Überschwemmungen

In Hessen ist die mittlere Jahrestemperatur von 1881 bis 2020 um 1,6° C gestiegen. Eine erhöhte Lufttemperatur ermöglicht die stärkere Bindung von Wasser in der Luft – im Mittel sieben Prozent pro 1° C Temperaturerhöhung. Dieser physikalische Effekt birgt das Risiko stärkerer Niederschläge. Damit steigt generell die Verwundbarkeit durch Starkregen, und zwar besonders stark entlang von Wasserläufen, nicht nur auf Gefällstrecken, sondern auch in einstigen Flussauen. Dies und Wertsteigerungen am Standort, zum Beispiel durch Investitionen, führen zu potenziell höheren Verlusten im Schadensfall.
Auch die zunehmende Versiegelung von Flächen, etwa durch größere Gewerbegebiete oder großflächige Produktions- und Lagerhallen, führt dazu, dass bei einem Starkregenereignis das Regenwasser zu langsam versickert und sich weiter aufstaut.
Die Kreis- und Kommunalverwaltungen beeinflussen durch Verordnungen und andere Regelungen die Ansiedlungs- und Erweiterungsmöglichkeiten von Unternehmen und deren Geschäftsprozessen: Durch baurechtliche Instrumente kann jede Kommune frühzeitig Regelungen festsetzen, welche die Anpassung an den Klimawandel bei Gebäuden und Außengeländen fördern. Dies sollte in Absprache und enger Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Unternehmen erfolgen. Wesentliche Akteure sind die Bundesund Landesregierung. Sie beschließen die gesetzlichen Regelungen, einschließlich Bauordnungen, und können über Fördermittel für bauliche Änderungen entscheiden.
Wichtig für die Unternehmen sind Fließpfadkarten sowie Starkregen-Gefahrenkarten, die auch von kleineren Gemeinden vorgehalten werden sollten. Es geht um Investitions- und Planungssicherheit.

Empfehlungen für die regionale Wirtschaft

Lage und Topografie prüfen: Starkregenereignisse nehmen zu, möglicherweise auch andere klimawandelbedingte Wetterextreme. Die Gefahren sind, je nach geografischer Lage und Topografie, sehr hoch. Die Unternehmen sollten prüfen, ob sie in Gefahrenzonen (Überschwemmungsgebieten) angesiedelt sind und ob sie entsprechende kurz- und mittelfristige Anpassungsmaßnahmen direkt vor Ort und in Absprache mit den jeweiligen Kommunen umsetzen können.
Grünflächen einrichten: Die Schaffung von Grünflächen verringert einerseits die Folgen von Überschwemmungen, diese Flächen können andererseits als grüne Oasen das Mikroklima abkühlen und den Naturschutz unterstützen. Sie ermöglichen sogar ein besseres Betriebsklima für die Mitarbeiter.
Versicherung befragen: Diese sollte auf der Basis der Datenbank der Gebäudeversiche­run­gen erfolgen – mit dem Hochwasser-Check das individuelle Risiko checken.
Informationen sammeln: Zu Hochwasser und Überschwemmungen bieten die Hochwasserrisikomanagementpläne des HLNUG viel Wissenswertes. Fragen Sie sicherheitshalber auch bei Ihrer Gemeinde nach den Fließkarten.
Bauliche Maßnahmen: Es gilt, die Versickerungsmöglichkeiten auf den Grundstücken aus­zuweiten. Außerdem lässt sich die Temperatur im Gebäude und auf angrenzenden Flächen senken. Ferner ist das Gebäude und die kritische Infrastruktur gegen Wasserschäden zu sichern. Beispiel: Kein Server gehört in den Keller oder ins Erdgeschoss.