Konjunkturelle Lage

Konjunkturbarometer der Hamburger Wirtschaft

Hamburger Wirtschaft insgesamt

Trüber Jahresausblick 

Zum Jahreswechsel ist die konjunkturelle Großwetterlage in der Hamburger Wirtschaft ähnlich wie drei Monate zuvor. Die Einschätzungen zur aktuellen Geschäftslage sind alles in allem durchwachsen – die Geschäftserwartungen merklich getrübt. Dies färbt negativ auf die Personal- und Investitionsplanungen hiesiger Unternehmen ab. Lichtblicke ergeben sich bei den Exportaussichten.
Das Handelskammer-Konjunkturbarometer zum Ende des vierten Quartals 2023 fußt auf insgesamt 547 Antworten Hamburger Unternehmen. Der Befragungszeitraum vom 14. Dezember 2023 bis zum 10. Januar 2024 war unter anderem geprägt durch inflationsbedingte Kaufzurückhaltung bei Konsumenten, Unsicherheiten durch die notwendige Konsolidierung des Bundeshaushalts, aber auch durch strukturelle Herausforderungen, die sich aus Dekarbonisierung, Deglobalisierung, Digitalisierung und dem demografischen Wandel ergeben.
Zum Ende des vierten Quartals 2023 zeigt der Geschäftsklimaindikator für die Hamburger Wirtschaft 86,5 Punkte an. Zur Einordnung: Gemessen wird auf einer Skala von 0 bis 200 Punkten, der langfristige Mittelwert (seit dem Jahr 2000) liegt bei 107,2 Punkten. Gegenüber der Befragung vor drei Monaten (85,8 Punkte) hat sich das Geschäftsklima nur minimal (um +0,7 Punkte) aufgehellt, wobei die aktuelle Geschäftslage etwas besser und die Geschäftserwartungen allerdings etwas schlechter eingeschätzt werden.
Zum Ende des vierten Quartals 2023 hält annähernd die Hälfte (44,6 %) der an der Handelskammer-Konjunkturbefragung teilnehmenden Hamburger Unternehmen die eigene aktuelle Geschäftslage für „befriedigend bzw. saisonüblich“. Mit „gut“ antworten 28,9 %, mit „schlecht“ hingegen 26,5 % der Unternehmen. Beide Werte liegen recht dicht beieinander und – im Gegensatz zur Befragung vor drei Monaten – insgesamt wieder im positiven Bereich (aktueller Lagesaldo: +2,4; Saldo im Vorquartal: -3,8; Saldo im Vorjahresquartal: +19,2). Die Bandbreite der branchenspezifischen Einschätzungen zur aktuellen Geschäftslage ist allerdings groß: Merklich positiv ist alles in allem die aktuelle Geschäftslage im hiesigen Baugewerbe (aktueller Saldo: +31,0), bei personenbezogenen Dienstleistern (+32,0) sowie im Gastgewerbe (+32,1). Deutlich negative Lagesalden sind hingegen für den Handel (-26,7) und das Verkehrsgewerbe (-36,1) zu verzeichnen. 
Zum Ende des vierten Quartals 2023 geht mehr als die Hälfte der Unternehmen (55,3 %) von einer in etwa gleichbleibenden Geschäftslage im Jahr 2024 aus. Seit nunmehr acht Quartalen in Folge gibt es jeweils mehr Unternehmen, die eine „eher ungünstigere“ Geschäftslage in den kommenden zwölf Monaten vorhersehen, als Antwortende, die mit einer „eher günstigeren“ Geschäftslage rechnen. Derzeit sind es 35,8 % bzw. 8,9 %, woraus sich ein Saldo von -26,9 ergibt. Damit sind die Geschäftsaussichten noch etwas schlechter als bei den Befragungen im Vorquartal und Vorjahresquartal (-23,5 bzw. -25,9). Zu den Branchen, in denen pessimistische Geschäftserwartungen für das Jahr 2024 besonders ausgeprägt sind, zählen insbesondere das Baugewerbe (aktueller Saldo: -39,5), der Handel (-41,1) und das Verkehrsgewerbe (-41,9). Unter den ausgewerteten Branchen befindet sich derzeit keine mit per saldo optimistischen Geschäftserwartungen. In der hiesigen IT-Wirtschaft halten sich optimistische und pessimistische Geschäftserwartungen zumindest die Waage (aktueller Saldo: 0). 
Was die größten Risiken bei der wirtschaftlichen Entwicklung des eigenen Unternehmens im Jahr 2024 anbelangt, ergibt sich folgende Reihenfolge aus der Anzahl der Benennungen (Mehrfachnennungen möglich): Fachkräftemangel (benannt von 64,2 % der antwortenden Hamburger Unternehmen; Werte der Befragungen im Vorquartal und Vorjahresquartal: 65,2 % bzw. 67,5 %), wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen (55,5 %; 52,0 %; 53,8 %), Inlandsnachfrage (51,8 %;  53,4 %; 47,9 %), Arbeitskosten (49,3 %; 52,0 %; 40,1 %), Energie- und Rohstoffpreise (46,7 %; 52,4 %; 65,5 %), Auslandsnachfrage (24,1 %; 25,6 %; 19,9 %), Finanzierungsschwierigkeiten (10,1 %; 15,9 %; 9,4 %) sowie Wechselkursrisiken (1,7 %; 3,5 %; 5,4 %).
Zum Ende des vierten Quartals 2023 halten – wie bei den Befragungen vor drei Monaten und vor einem Jahr – drei von vier der antwortenden Unternehmen ihre  eigene Finanzlage für unproblematisch (75,0 %; Vorquartal: 75,7 %; Vorjahresquartal: 77,0 %). Hingegen sehen sich derzeit 10,0 % der Unternehmen durch  Eigenkapitalrückgänge belastet (Mehrfachnennungen möglich). Bei 9,6 % der Unternehmen ist die aktuelle Finanzlage wesentlich geprägt durch Liquiditätsengpässe, bei 8,4 % durch zunehmende Forderungsausfälle. Erschwerten Zugang zu Fremdkapital benennen 4,7 %, hohe Fremdkapitalbelastungen 4,2 % der Unternehmen. Bei 1,1 % der Antwortenden droht Insolvenz.
Merkliche positive Nettobeschäftigungseffekte im Jahr 2024 sind für Hamburg angesichts insgesamt pessimistischer Geschäftserwartungen in der hiesigen Wirtschaft vorerst nicht zu erwarten. Mehrheitlich planen die an der Handelskammer-Konjunkturbefragung teilnehmenden Unternehmen (65,8 %) mit einer in etwa gleichbleibenden Beschäftigtenzahl in den kommenden zwölf Monaten. 15,4 % der Unternehmen gehen von einer Erhöhung, 18,8 % hingegen von einer Verringerung ihrer Beschäftigtenzahl im Jahr 2024 aus (Saldo: -3,4; Wert im Vorquartal: -5,9; Wert im Vorjahresquartal: +8,5). Bei gedämpften Personalplanungen einerseits und Fachkräftemangel als einem der größten Geschäftsrisiken andererseits ist zu beachten, dass angesichts von betrieblichen Fluktuationen und Renteneintritten auch dann Personal gesucht wird, wenn zum Beispiel der Beschäftigtenstand in den kommenden zwölf Monaten konstant gehalten werden soll.
In Einklang mit den Personalplanungen fallen auch die inländischen Investitionsplanungen der von der Handelskammer befragten Unternehmen für das Jahr 2024 verhalten aus. In etwa gleichbleibende Investitionsausgaben in den kommenden zwölf Monaten streben knapp die Hälfte der Unternehmen (45,5 %) an. Bei 24,2 % sind höhere, bei 30,3 % der Unternehmen allerdings geringere Investitionsausgaben vorgesehen (Saldo: -6,1; Vorquartal: -2,7; Vorjahresquartal: +14,6).
Als Hauptmotive für die im Jahr 2024 vorgesehenen Investitionen im Inland werden angeführt (Mehrfachnennungen möglich): Ersatzbedarf (62,2 %; Wert bei der Befragung im Vorquartal: 61,9 %), Rationalisierungsmaßnahmen (36,9 %; 33,2 %), Produktinnovationen (36,4 %; 34,7 %), Umweltschutzmaßnahmen (27,9 %; 26,7 %) sowie Kapazitätsausweitungen (19,1 %; 19,5 %). 
Zum Ende des vierten Quartals 2023 rechnet die überwiegende Mehrheit der außenwirtschaftlich aktiven Hamburger Unternehmen (71,8 %) mit einem in etwa gleichbleibenden eigenen Exportvolumen im Jahr 2024. 17,2 % sehen ein höheres, 11,0 % der Unternehmen ein geringeres Exportvolumen voraus (aktueller Saldo: +6,2; Vorquartal: +3,8; Vorjahresquartal: +4,5). Nennenswerte Unterschiede ergeben sich bei einer differenzierten Betrachtung: Im Gegensatz zum hiesigen Verarbeitenden Gewerbe (aktueller Saldo: +10,8; Vorquartal: +17,7; Vorjahresquartal: +5,0) sind die Exportaussichten bei Dienstleistungsunternehmen mit internationalem   Geschäft per saldo pessimistisch (-4,8; -28,0; -3,0).

Einzelne Wirtschaftszweige

Überdurchschnittlich sind die Geschäftsklimawerte derzeit im Baugewerbe (89,0 Punkte; Vorquartal: 68,8 Punkte), in der Gesundheitswirtschaft (92,2 Punkte; 94,3 Punkte), im Verarbeitenden Gewerbe (92,9 Punkte; 100,0 Punkte), im Gastgewerbe (96,8 Punkte; 83,6 Punkte), bei Public-Relations- und Unternehmensberatungen (98,8 Punkte; 92,2 Punkte), überwiegend personenbezogenen Dienstleistern (100,4 Punkte; 96,5 Punkte), überwiegend unternehmensbezogenen Dienstleistern (100,6 Punkte; 101,9 Punkte), in der IT-Wirtschaft (105,6 Punkte; 102,9 Punkte) und vor allem im Finanzsektor (118,2 Punkte; 100,6 Punkte). Schlechter als in der Hamburger Wirtschaft insgesamt ist das Geschäftsklima zum Ende des vierten Quartals 2023 in der Medienwirtschaft   (80,8 Punkte; Vorquartal: 79,7 Punkte), im Grundstücks- und Wohnungswesen (80,5 Punkte; 68,2 Punkte), Groß- und Außenhandel (69,0 Punkte; 62,0 Punkte) sowie insbesondere im Verkehrsgewerbe (60,9 Punkte; 67,1 Punkte) und Einzelhandel (60,6 Punkte; 74,0 Punkte).

Aktuelle HWWI-Konjunkturprognose: Eingetrübte Wachstumsperspektiven für 2024/2025

Die deutsche Wirtschaft bewegt sich seit vier Jahren in einem nahezu andauernden Krisenmodus. Nach dem Coronaausbruch Anfang 2020 mit anschließendem Lockdown folgte im Winter 2020/21 die 2. Coronawelle mit Lockdowns bis Mai 2021, nach kurzeitiger Erholung brach dann im Februar 2022 der Ukrainekrieg mit folgender kräftiger Energieverteuerung aus, seit Oktober 2023 der Nahostkonflikt und zuletzt die Haushaltskrise. Die nach dem Bundesverfassungsgerichtsurteil erforderlichen Einsparungen im Staatshaushalt werden in diesem Jahr die reale Erholung bremsen. Für 2024 wird nur mehr ein Wirtschaftswachstum von 0,5 % erwartet. Erst 2025 ist – ohne weitere Rückschläge – wieder mit einer etwas deutlicheren Zunahme des realen Bruttoinlandsprodukts um 1 % zu rechnen.
Die Inflation hat sich im Lauf des vergangenen Jahres deutlich verringert, von 8,7 auf zuletzt 3,7 %. Die merklich steigenden Arbeitskosten werden allerdings den weiteren Disinflationsprozess bremsen. Für den Lebenshaltungskostenindex wird nach einer Inflationsrate von 5,9 % im letzten Jahr für 2024 nunmehr eine in Höhe von 2,75 % erwartet. Erst im Verlauf von 2025 wird sie sich wieder der 2-Prozent-Marke nähern.
Die Prognose geht davon aus, dass der Nahostkonflikt und andere geopolitische Krisen nicht weiter eskalieren. Ansonsten müsste, zumal angesichts der momentan schwachen Weltwirtschaft, mit einer globalen Wirtschaftskrise ähnlich wie in früheren derartigen Phasen gerechnet werden.

50 Jahre Handelskammer-Konjunkturbefragungen     

Seit 1971 geben Mitgliedsunternehmen der Handelskammer Hamburg regelmäßig Auskunft zur wirtschaftlichen Lage und den Perspektiven. Ihrem Engagement ist im Jubiläumsjahr 2021 die Ausstellung "50 Jahre Konjunkturbefragungen" gewidmet: Werfen Sie mit uns einen Blick zurück auf Booms und Krisen, Aufschwung und Rezession – und auf die Stellschrauben der Politik im Kampf gegen Arbeitslosigkeit und Inflation: www.hk24.de/konjunkturgeschichte.
Weitere Konjunkturdaten und umfangreiche Statistiken der Handelskammer unter www.hk24.de/konjunktur beziehungsweise www.hk24.de/zahlen. Unser 2020 aktualisiertes Standortportrait “Wirtschaftsstandort Hamburg – Metropole der Zukunft” finden Sie hier.
Das Online-Prognosetool Handelskammer-Fachkräftemonitor Hamburg finden Sie unter www.fkm-hamburg.de.

Konjunkturbeobachtung von DIHK und Handwerkskammer

Seit Herbst 1977 führt der DIHK zweimal jährlich eine Konjunkturumfrage bei den 79 Industrie- und Handelskammern (IHKs) in Deutschland durch. Die aktuellen Umfragen und Prognosen sowie Auswertungen aus den letzten Jahren veröffentlicht der DIHK auf seiner Website. Weitere Informationen zum Thema “Konjunktur und Wachstum" finden Sie ebenfalls auf der DIHK-Website.
Die Handwerkskammer befragt zweimal jährlich Handwerksbetriebe zur aktuellen wirtschaftlichen Lage. Die Ergebnisse werden in den Konjunkturberichten der Handwerkskammer Hamburg veröffentlicht. Darüber hinaus fließen die Daten in die Konjunkturberichterstattung auf Bundesebene ein, deren Ergebnis vom Zentralverband des Deutschen Handwerks veröffentlicht wird.