Seitenwechsel mit Überraschungseffekt

Ehrenamtliche Prüferinnen und Prüfer sichern die Qualität von Fach- und Führungskräften – eine Stütze der Aus- und Weiterbildung. Ein Fall nur für die alten Kämpen mit den grauen Haaren? Nicht unbedingt: Es zählen Kompetenz und Engagement. Das sorgt schon einmal für Verwechslungen …
Lächelnd erinnert sich Bettina Merk an ihren ersten Einsatz als Prüferin im Oktober 2018. Sie war so aufgeregt, dass der Aufsicht führende Kollege zu beruhigen versuchte: Keine Sorge, sie werde schon bestehen! Er vermutete in ihr einen Prüfling. Dieser Irrtum erklärt sich leicht: Erst einige Monate zuvor, im Mai desselben Jahres, hatte die gelernte Pharmazeutisch-technische Assistentin das IHK-Zeugnis für eine erfolgreiche Weiterbildung zur Industriemeisterin Chemie überreicht bekommen. Ihre damalige Prüferin hatte sie noch vor der Tür gefragt, ob sie nicht die Seiten wechseln und selbst Prüfungen abnehmen wolle. Bettina Merk hatte überzeugt.
Lange überlegen musste sie dann nicht: „Ich mag Menschen und den Umgang mit ihnen. Ich kann gut vermitteln, leite und lehre gerne. Das alles ehrenamtlich einzubringen, hat mich gleich gereizt“, begründet die heute 42- Jährige ihre damalige Entscheidung. So saß sie wenig später im Prüfungsausschuss auf der anderen Seite des Tisches, berufen wurde sie für fünf Jahre.

Perspektive durch Weiterbildung

Im Beruf ist Merk der Pharmazie und ihrem mittelständischen Arbeitgeber treu geblieben. Mit Kompetenz als Industriemeisterin trägt sie heute mehr Verantwortung in ihrem Forschungsteam. Sie steuert und überwacht Prozesse, koordiniert Einsätze, fungiert an der Schnittstelle zwischen Mitarbeitern und Management.
Der Karrieresprung durch Weiterbildung hat funktioniert: Wer sich beruflich entwickeln möchte, für den gibt es passende individuelle Angebote, in Vollzeit, Teilzeit oder Onlinekursen. Dafür wirbt die IHK-Prüferin: „Es sind gerade viele junge Menschen, die nach ‚zwei Jahren Dauerfeuer‘ dringend wieder ein Stück Normalität brauchen: einen neuen Plan, eine gute Perspektive. Vielleicht liegt die bei dem einen oder anderen sogar in einer Weiterbildungs- und Aufstiegsqualifikation?“
Ohne ehrenamtliches Engagement hätten wir an vielen Stellen des Lebens ein echtes Problem.

Bettina Merk
Industriemeisterin Chemie

Prüfen und selbst am Ball bleiben

Bettina Merk selbst hatte für ihre Fortbildung drei Jahre lang nebenberuflich viele Abende eingesetzt. Heute fließt ihr Zeitinvestment in die Prüfungen der Höheren Berufsbildung. Die Industriemeisterprüfungen unterteilen sich in einen Basis- und fachspezifischen Teil. Den mündlichen Prüfungen gehen schriftliche voraus. Jedes Ergebnis wird dabei von einem Prüferteam gesichtet. Die mündliche Prüfung läuft dann unter dem wachen Blick eines paritätischen Trios – je einem Vertreter von Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Lehrerschaft.
Bettina Merk schätzt diese Teamarbeit: „Neben dem IHK-Lösungsleitfaden, den wir zur Orientierung nutzen, gibt der Austausch mit den Kollegen Sicherheit und viele Impulse.“ Was jeder für sich tun müsse, sind intensive Literaturrecherchen – ohne die gehe es nicht. Aber genau das sorge dafür, dass sich das Ehrenamt auszahle, ist die zweifache Mutter überzeugt: „Ich bleibe selber thematisch immer am Ball.“ Im Ehrenamt möchte sie sich weiter engagieren – und ein wenig aufgeregt bei Prüfungen ist sie heute immer noch.
Werden Sie Prüfer?!
Mehr als 1.300 Prüferinnen und Prüfer sind im Auftrag unserer IHK ehrenamtlich aktiv. Fachkräfte aus der betrieblichen Praxis und Lehrer der Berufsschulen bringen Wissen, Erfahrungen und Fähigkeiten ein, um mehr als 10.000 Teilnehmer pro Jahr in den Zwischen-, Abschluss- und Fortbildungsprüfungen zu begleiten. Möchten auch Sie gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und ehrenamtliches Mitglied in einem unserer Prüfungsausschüsse werden? Dann erfahren Sie hier mehr zur Prüfertätigkeit. www.ihk.de/halle, Nr. 3885932