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Mitteldeutsche Wirtschaft
Nr. 5571240
5 minLesezeit
Giganten aus Köthen
Zwischen 50 und 900 Tonnen schwer sind die Riesen, die in den Montagehallen der Kranbau Köthen GmbH entstehen. Das auf Sonder-, Prozess- und Automatikkrananlagen spezialisierte Unternehmen blickt auf fast 90 Jahre Geschichte zurück.
Als VEB wurden unter dem Markennamen TAKRAF bis in die 1980er-Jahre (Band-)Absetzer und Eimerkettenbagger zum Braunkohleabbau gebaut. Daneben produzierte das Werk – wie in der DDR üblich – Massenkonsumgüter für die Bevölkerung wie Schubkarren oder Campingmöbel. Der Großbetrieb prägte die Region auch als kulturelles Zentrum, schuf Freizeitmöglichkeiten wie ein Schwimmbad, Ferienheime, Betriebsgaststätten und Kegelbahnen sowie Veranstaltungssäle. „Die regionale Verwurzelung hier in der Region war, ist und bleibt uns sehr wichtig“, erklärt Thomas Lehmann. „Von hier aus gehen unsere Brücken- und Portalkrananlagen an Kunden in der ganzen Welt.“ Die Basis für den anhaltenden Erfolg sei die hohe Kompetenz in der Firma, die große Zahl der Ingenieure.
Mit Großprojekten durch die Corona-Zeit
Für die Geschäftsanbahnung im Kranbau sei der enge Kundenkontakt enorm wichtig, sagt Sebastian Zahn, Kaufmännischer Geschäftsführer der Kranbau Köthen GmbH. „Die Corona- Krise hat das erschwert. Allerdings haben die langen Projektlaufzeiten von zehn Monaten bis zwei Jahre in unserer Branche die Probleme ein wenig entzerrt.“ Ein Beispiel sei der „lila Gigant“, der bisher größte Zwei-Träger-Brückenkran von Kranbau Köthen für das Duisburger Stahlwerk der thyssenkrupp Steel Europe AG. Im Sommer 2021 ging er in den Regelbetrieb: „Ein 14-Millionen- Euro-Mammutprojekt, das 2019 startete und das rund 3.000 Stunden Projektierungs- und Vertriebsarbeit, 10.000 Stunden Konstruktionsarbeit und 40.000 Stunden ‚Schufterei’ in der Fertigungshalle ‚verschlungen’ hat – und dann noch einige Wochen Montage an dem 900-Tonnen-Giganten vor Ort in Duisburg“, so Sebastian Zahn. „Als Würdigung der Leistung aller Mitarbeiter haben wir versilberte Sammelmünzen zu diesem Projekt prägen lassen.“
Ideen für die digitale Zukunft
Die letzten fast zweieinhalb Jahre hätten die Digitalisierung der Branche beschleunigt: „Zeichnungsdurchsprachen erfolgen nun per Videocall. Wir haben viele neue Ideen wie den Einsatz von Augmented Reality (computergestützte Erweiterung der Realität) im Service oder die komplette Kranfertigung nach 3D-Modellen – ohne den bisher üblichen Ausdruck auf Papier“, betont Sebastian Zahn. Die Zukunft gehöre den smarten Hebezeugen und Automatikkrananlagen: „Komplexe Anlagen für Produktion, Lagerhaltung und Kommissionierung erhöhen die technologischen Anforderungen an Kranhersteller. Der klassische Kranbauer muss sein Spektrum erweitern, clevere Systeme und Softwarelösungen entwickeln.“
Der Fragebogen: Kranbau Köthen GmbH
Am Markt seit ...?
Das Unternehmen geht zurück auf ein Konstruktionsbüro für Maschinen, das Carl Gensel am 3. März 1933 eröffnete. Am 22. August 1938 ließ er seine Firma beim Amtsgericht Köthen unter dem Namen „Carl Gensel, Maschinenfabrik Köthen“ eintragen. Der heutige Stammsitz in Köthen liegt am Holländer Weg – auf dem ehemaligen Gelände der Außenstelle der Junkers Flugzeug- und Motorenwerke Dessau.
Zahl der Beschäftigten?
Etwa 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – vor allem in den Bereichen Fertigung, Elektrotechnik, Konstruktion, Vertrieb & Projektierung, Service, Montage und Qualitätswesen.
Wird ausgebildet?
Das Unternehmen hat 16 Auszubildende in sechs verschiedenen Berufen: Konstruktionsmechaniker/in, Elektroniker/in, Technische Produktdesigner/in, IT, Industriekaufleute, Fachlagerist/in. Außerdem werden Studierende des dualen Studiengangs Maschinenbau/Konstruktionsmechanik sowie ganz neu Elektro- und Informationstechnik betreut.
Das Unternehmen hat sich entwickelt ...?
... vom Maschinenbaukombinat zum Global Player. Aufgrund jahrzehntelanger Erfahrung im Kranbau ist die Firma heute einer der führenden Hersteller von Brücken- und Portalkranen in Europa.
Umsatz?
Rund 47 Millionen Euro im Jahr 2020. Zuletzt wurde in eine intelligente LED-Hallenbeleuchtung und elektrisch betriebene Flurförderzeuge investiert, aktuell werden weitere Investitionen getätigt – unter anderem in eine CNC-Maschine (CNC = Computerized Numerical Control, programmierbare, rechnergesteuerte Werkzeugmaschinen).
Prognose?
Aufgrund der pandemischen und wirtschaftlichen Lage konzentriert sich das Unternehmen vor allem auf seine Kernkompetenzen. In einem zweiten Schritt sind eine Erweiterung im Bereich E-Technik und Automatisierung sowie eine Vertiefung des Service- Geschäfts geplant. Dabei steht im Vordergrund, den Fertigungsstandort in Köthen zu optimieren, Marktanteile zu stärken sowie breiter zu diversifizieren.
In der Region engagiert durch ...?
Langfristige Sponsoring-Partnerschaften zum Beispiel mit dem Karnevalsverein in Köthen, Zusammenarbeit mit einem örtlichen Buchladen mit der Möglichkeit, Bücher oder andere Erinnerungsstücke für ehemalige Mitarbeiter zu erwerben – darunter das Buch „Krane und Förderanlagen aus Köthen“ über fast 100 Jahre Geschichte des Kranbaus in Köthen. Außerdem kooperiert das Unternehmen mit Schulen und Hochschulen. So gibt es wissenschaftliche Kooperationen mit der Technischen Universität Magdeburg und der Hochschule Anhalt in Köthen.
Was bedeutet Corporate Social Responsibility (CSR, Übernahme von ökologischer, ökonomischer, sozialer Verantwortung) für das Unternehmen?
Umweltschutz, Arbeitssicherheit und Gesundheit der Mitarbeiter sowie speziell Familienfreundlichkeit besitzen für die Kranbau-Firma einen hohen Stellenwert.