Handelskammer-Konjunkturreport zum Frühjahr: Geschäftsklima weiter eingetrübt / Konjunktureller Lichtblick in der stadtbremischen Industrie

(PM 20-2024, 29.04.2024) Positive Exporterwartungen und ein wachsender Auftragseingang in der stadt-bremischen Industrie sorgen derzeit für einen kleinen konjunkturellen Lichtblick. Insgesamt ist das Geschäftsklima in der bremischen Wirtschaft aber weiterhin eingetrübt. Die am häufigsten genannten Geschäftsrisiken bleiben für die Unternehmen in Bremen und Bremerhaven die allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Fachkräftemangel. Darüber hinaus zählen jeweils rund die Hälfte der befragten Unternehmen die Entwicklungen der Arbeitskosten, der Energie- und Rohstoffpreise und der Inlandsnachfrage zu den Geschäftsrisiken. Das sind die Kernergebnisse der Konjunkturumfrage der Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven zum Frühjahr 2024. An der Quartalsumfrage haben sich 406 Unternehmen aus Produzierendem Gewerbe, Handel und Dienstleistungen im Land Bremen beteiligt.
Das laufende Geschäft wird von den Unternehmen tendenziell negativ bewertet. Leicht verbessert haben sich die Erwartungen an die kommenden zwölf Monate, bleiben in der Summe aber dennoch überwiegend schlecht. Die Unternehmen planen zurückhaltend bei Investitionen und Neueinstellungen. Dennoch bleibt die Schwierigkeit, offene Stellen zu besetzen, aus Sicht der Befragten eines der drängendsten Probleme. Nur die allgemeinen Rahmenbe-dingungen werden noch häufiger zu den Geschäftsrisiken gezählt. In diesem Zusammenhang kritisieren die Unternehmen insbesondere die hohen bürokratischen Belastungen. Der Handelskammer-Konjunkturindikator steigt für die bremische Wirtschaft um +11 auf 88 Punkte und notiert damit im zehnjährigen Vergleich (101 Punkte) aber weiter auf unterdurchschnittlichem Niveau.
Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Dr. Matthias Fonger sagt:
„Die positive Entwicklung im Auftragseingang und bei den Exporterwartungen der Industrie sind ein kleiner Lichtblick in einer ansonsten noch deutlich eingetrübten konjunkturellen Lage. Gleichzeitig steht die Wirtschaft vor großen strukturellen Umbrüchen. Im Hinblick auf Investitions- und Standortentscheidungen der Unternehmen ist es jetzt besonders wichtig, Planungsunsicherheiten zu beseitigen und durch öffentliche Investitionen in wichtige Infrastrukturen die Weichen für die Zukunft richtig zu stellen. Vor allem bedarf es dringend des Abbaus von überbordender Bürokratie, die von den Unternehmen zunehmend als besonders belastend genannt wird.“
Der Druck auf die Wirtschaft kommt aktuell von vielen Seiten. Dr. Matthias Fonger betont:
„Wir müssen in Deutschland an vielen Stellen wirtschaftspolitisch umsteuern, damit die Unternehmen stabile Standortbedingungen vorfinden und langfristig planen können. Die deutsche Kammerorganisation hat hierzu eine Reihe konkreter Vorschläge gemacht: Neben einer Reduzierung der Strom- und Energiekosten oder der spürbaren Verringerung von Bürokratie beispielsweise auch eine umfassende Unternehmenssteuerreform.“ 
Geschäftsklima in der Stadt Bremen
In der stadtbremischen Wirtschaft hat sich die Stimmung im Vergleich zum Jahreswechsel verbessert, bleibt aber weiterhin eingetrübt. Für die kommenden zwölf Monate rechnen die Unternehmen eher mit einer ungünstigen Entwicklung. Die Geschäftserwartungen fallen aber deutlich weniger negativ aus als zuletzt. Für die leichte Stimmungsaufhellung sorgen vor allem verbesserte Lage und Aussichten in der stadtbremischen Industrie. Mehr als 70 Prozent dieser Unternehmen nennen aber die allgemeinen Rahmenbedingungen und besonders die zunehmende Bürokratie als größtes Geschäftsrisiko. 64 Prozent leiden trotz Zurückhaltung bei Personaleinstellungen unter dem andauernden Fachkräftemangel. Der Handelskammer-Konjunkturindikator für die stadtbremische Wirtschaft steigt um +11 auf 89 Punkte (Mittelwert 102 Punkte).
Geschäftsklima in der Stadt Bremerhaven
In der Bremerhavener Wirtschaft hat sich die Stimmung im Vergleich zum Jahreswechsel zwar leicht verbessert, bleibt insgesamt aber eingetrübt. Die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate fallen weniger schlecht aus als im zurückliegenden Quartal. Anders als in der stadtbremischen Wirtschaft zeigt sich in Bremerhaven keine deutliche Aufhellung der Industriekonjunktur. Das laufende Geschäft wird im Produzierenden Gewerbe nahezu unverändert neutral bis leicht negativ bewertet. Überwiegend negativ sind auch die Erwartungen an das Exportgeschäft, das in der Bremerhavener Industrie jedoch eine geringere Rolle als in der Stadt Bremen spielt. Zwei Drittel der Unternehmen zählen den Fachkräftemangel zu den größten Risiken. Der Handelskammer-Konjunkturindikator steigt um +7 auf 82 Punkte (Mittelwert 97 Punkte).
Geschäftsklima nach Branchen
In der bremischen Industrie hat sich die Stimmung im Vergleich zum Jahreswechsel wieder aufgehellt. Die Industrieunternehmen melden vor allem aus dem Ausland einen wachsenden Auftragseingang. Aus Sicht der Unternehmen hat sich die Geschäftslage zum zweiten Mal in Folge verbessert. Für die kommenden zwölf Monate wird mit einer gleichbleibenden Entwicklung gerechnet. Der Indikator für die Industriekonjunktur im Land Bremen steigt um +25 auf 109 Punkte. Der Zehn-Jahres-Mittelwert liegt bei 102 Punkten.
Im Baugewerbe bewerten die Unternehmen die Lage und die Erwartungen weniger negativ als im Vorquartal. Die Reichweite der Auftragseingänge hat sich stabilisiert. Die Aussichten für die kommenden Monate werden erneut negativ beurteilt, aber weniger deutlich als zum Jahreswechsel. Der Konjunkturindikator für die Bauwirtschaft steigt um +43 auf 90 Punkte (Mittelwert 104 Punkte). 
Der Einzelhandel verzeichnet stationär und online erneut Umsatzrückgänge. Das laufende Geschäft bewerten die Händler neutral und damit etwas besser als zuletzt. Die Erwartungen sind für den Onlinehandel leicht positiv, stationär rechnen die Unternehmen mit einer negativen Umsatzentwicklung. Der Konjunkturindex steigt um +23 auf 86 Punkte (Mittelwert 93 Punkte).
Der Groß- und Außenhandel bewertet die Geschäftslage im Inlands- und im Außenhandel mehrheitlich negativ. Für die kommenden Monate rechnen die Groß- und Außenhändler erneut mit einer ungünstigen Geschäftsentwicklung. Der Konjunkturindikator sinkt um -23 auf 58 Punkte (Mittelwert 93 Punkte).
In den Verkehrs- und Logistikdienstleistungen ist das Geschäftsklima etwas weniger eingetrübt als noch zum Jahreswechsel. Die Bewertung des laufenden Geschäfts bleibt kaum verändert im negativen Bereich, jedoch fallen die Geschäftsprognosen aktuell weniger häufig ungünstig aus als zuletzt. Der Konjunkturindex steigt um +29 auf 85 Punkte (Mittelwert (101 Punkte).
In der Hotellerie und Gastronomie wird das laufende Geschäft schlechter bewertet als im Vorquartal. Für die kommenden Monate wird erneut mit einer ungünstigen Entwicklung gerechnet. Die Gastronomie bewertet die Lage deutlich schlechter als die Hotellerie. Der Konjunkturindikator sinkt um -14 auf 63 Punkte. (Mittelwert 78 Punkte).
Die Kreditinstitute bewerten die aktuelle Lage überwiegend gut und blicken eher zuversichtlich auf die kommenden Monate.
In den Sonstigen Dienstleistungen folgen die Geschäftslage und die Erwartungen seit dem Frühjahr 2023 einem leichten, aber stetigen Abwärtstrend. Das laufende Geschäft wird erstmals seit 2020 wieder leicht negativ beurteilt. Die bereits seit längerem überwiegend negativen Geschäftserwartungen haben sich für die kommenden Monate weiter eingetrübt. Der Handelskammer-Konjunkturindikator sinkt um -6 auf 84 Punkte (Mittelwert 113 Punkte).
Den Konjunkturreport zum Frühjahr 2024 können Sie sich als PDF herunterladen (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 230 KB).