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Mode mit Methode – von Blazer bis Blaumann
Haben Sie schon einmal eine Kreuzfahrt gemacht? Dann ist Ihnen vielleicht aufgefallen, wie harmonisch dort alles wirkt: die Uniform des Offiziers, der Sie an der Gangway begrüßt; die eleganten Jacken der Kellner, die Sie beim Abendessen bedienen; und selbst die Bademäntel im Spa, weiß, weich und mit Logo bestickt. Alles sitzt, alles passt. Was wie selbstverständlich erscheint, ist bis in die letzte Naht durchdacht. Dahinter steckt ein Unternehmen aus Braunschweig: die Vierke Corporate Fashion + Concepts GmbH.
Jessica und Michael Herbst.
Ob am Bankschalter, im Linienbus oder auf dem Kreuzfahrtschiff – überall, wo Mitarbeitende ein Unternehmen repräsentieren, spricht ihre Kleidung für sie. Etwa mit einem stilvollen Blazer, einem Polohemd in Markenfarben oder einer wetterfesten Jacke: Gute Berufsbekleidung vermittelt Haltung und Wertschätzung, sorgt für Wiedererkennbarkeit und trägt oft ein Stück Unternehmenskultur nach außen. Damit das nicht nach Verkleidung aussieht, braucht es mehr als einen guten Schnitt. Es braucht Menschen, die wissen, wie Kleidung funktioniert – wie Jessica und Michael Herbst, die beiden Inhaber und Geschäftsführer von Vierke.
Vierke ist kein Hersteller im klassischen Sinne. Wer hier Berufsbekleidung bestellt, bekommt nicht einfach tausend Hemden geliefert, sondern ein mit Expertise durchdachtes textiles Konzept. Entwickelt wird Kleidung, die zur Marke passt, im Alltag funktioniert und dabei ökologische wie wirtschaftliche Anforderungen verlässlich erfüllt. Gemeinsam mit dem Schwesterunternehmen Beeeffective GmbH, welches Beschaffungsmanagement, Logistik und Lager in Salzgitter steuert, denkt das Team vom ersten Entwurf bis zur weltweiten Auslieferung in Lösungen. Michael Herbst bringt es auf den Punkt: „Wir bilden die gesamte Supply-Chain ab.“
Sämtliche Branchen werden ausgestattet
Wer sich bei Vierke meldet, wird erst einmal gefragt: Was brauchen Ihre Mitarbeitenden wirklich? Welche Botschaft soll das Outfit senden – und was muss es im Job leisten, um Mitarbeitende optimal zu unterstützen? Soll die Marke sachlich wirken oder besonders eindrucksvoll? Wird viel gesessen, viel getragen oder stark geschwitzt? Aus diesen Gesprächen entstehen vom Blazer bis zum Blaumann Kollektionen mit präzisem Plan. Produziert wird dort, wo es sinnvoll und effizient ist – je nachdem, welche Stückzahl gebraucht wird, welches Material gefragt ist und wie schnell geliefert werden muss. Kleinserien ab 50 Stück werden zum Beispiel in Portugal oder Polen gefertigt, große Chargen in Fernost bei langjährigen Partnern.
Für den ersten Strich auf dem Skizzenblock, die technischen Produktionsvorlagen und jeden Schritt bis zur fertigen Kollektion braucht es ein Team, das nicht nur Stoffe und Schnitte versteht, sondern auch ein Gespür für Arbeitgebermarken und die Menschen hat, die die Kleidung später tragen. „Bei uns arbeiten Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen – vom Key-Account-Manager über Design und Bekleidungstechnik bis zur Verwaltung“, sagt Jessica Herbst. Rund 20 Mitarbeitende bringen bei Vierke ihr Wissen ein, damit am Ende vom Look bis zur Logistik alles passt.
Authentizität ist für mich entscheidend – in der Kommunikation mit unseren Kunden und im täglichen Miteinander.Jessica Herbst
Die Kunden kommen aus verschiedenen Branchen: Verkehrsunternehmen, Banken, Industrie, Agrartechnik – und eben aus dem Tourismus. Gerade auf Kreuzfahrtschiffen zeigt sich besonders anschaulich, was gute Berufskleidung leisten muss und wie viele unterschiedliche Outfits es vom Maschinenraum bis zum Sonnendeck gibt: Offiziersuniformen, Hemden, Blusen, Röcke, Hosen, Westen, Schürzen, Jacken, Mäntel, Krawatten, Tücher und Gürtel – jede Rolle an Bord hat ihre eigene Ausstattung. „Und unsere Kollektion bildet all das ab“, unterstreicht Jessica Herbst.
Arbeitsbekleidung darf auch stylisch sein.
Ein komplexes System, das funktioniert
Früher hatten Betriebe häufig große eigene Kleiderkammern: Räume, in denen Bekleidung gelagert, ausgegeben und verwaltet wurde – mit eigenem Personal. Heute wird das Thema gerne ausgelagert, und bei vielen Kunden von Vierke verläuft der Prozess deutlich schlanker: Mitarbeitende bestellen ihre Ausstattung bequem über einen firmeneigenen Onlineshop. Ob Ersatzhemd, neue Jacke oder einfach eine andere Größe: mit wenigen Klicks ist die Ware auf dem Weg.
Diese digitalen Shops entwickelt Vierke gemeinsam mit Beeeffective, angepasst auf die jeweiligen Kundenbedürfnisse und Systemgegebenheiten – inklusive Prozessberatung und -aufstellung, Budgets, Freigaben, Schnittstellen und CI-gerechtem Design. Sobald die Bekleidung produziert wurde, sorgt Beeeffective für reibungslose Abläufe: Lagerung, Reporting und Versand kommen aus einer Hand. Für die Kunden bedeutet das: keine eigenen Lagerflächen, keine internen Ausgabestellen – stattdessen ein funktionierendes System, das liefert, wenn es gebraucht wird. „In Salzgitter stehen dafür rund 6000 Quadratmeter Lagerfläche bereit mit über 600 000 Bekleidungsteilen, die direkt verschickt werden können“, so Michael Herbst.
Die 20 Mitarbeitenden sorgen dafür, dass am Ende vom Look bis zur Logistik alles passt.
Im Notfall könnte Vierke sogar ein einzelnes Kleidungsstück direkt an ein Schiff im Mittelmeer liefern – wenn etwa kurzfristig Ersatz gebraucht wird und es schnell gehen muss. „Was noch nie vorgekommen ist“, wie Michael Herbst mit einem Lächeln anmerkt. Und das ist auch gut so – nicht nur aus Kostengründen, sondern vor allem im Sinne einer nachhaltigen Logistik. Denn für immer mehr Kunden spielt der ökologische Fußabdruck ihrer Berufsbekleidung längst eine Rolle. Sowohl bei der Materialwahl, bei den Transportwegen als auch bei der Nachproduktion. Dass Vierke diesen Anforderungen gerecht wird, muss das Unternehmen regelmäßig unter Beweis stellen. Für die Auftraggeber sind Nachhaltigkeit, Transparenz und soziale Standards Voraussetzung. Vierke wird regelmäßig geprüft – sowohl von unabhängigen Zertifizierungsstellen als auch von den Kunden selbst. Dabei werden Lieferketten ebenso kontrolliert wie die Ökobilanz. „Unsere Kunden erhalten konkrete Nachweise dafür, dass wir unsere Standards einhalten“, sagt Michael Herbst.
Unsere Kunden erhalten konkrete Nachweise dafür, dass wir unsere Standards einhalten.Michael Herbst
Dass Vierke Großprojekte im Auftrag von Konzernen beherrscht, zeigt sich am Beispiel Kreuzfahrt besonders eindrücklich. Doch auch kleinere Aufträge gehören zum Geschäft – etwa für kommunale Auftraggeber oder mittelständische Betriebe. Je nach Kundenwunsch kommen dabei auch fertige Handelswaren ins Spiel – etwa Poloshirts oder Hemden, die mit Gespür für Design, Markenidentität und Kundenwünsche veredelt werden. Für einen unverwechselbaren Auftritt sorgen individuelle Stickereien, eigens gefertigte Weblabel, auffällige Badges oder präzise Drucke. „Wer kurzfristig 200 Hoodies braucht, ist bei uns genau richtig“, sagt Jessica Herbst.
Geschäftsführer-Duo mit einer klaren Vision
Jessica und Michael Herbst führen die Firma gemeinsam – mit eigenen Verantwortungsbereichen und einem gemeinsamen Blick für die Zukunft. Ihr Führungsstil, sagen sie, basiere auf Vertrauen, Transparenz und Authentizität. Jessica Herbst verantwortet Key-Account-Management, Marketing und Finanzen. „Authentizität ist für mich entscheidend – in der Kommunikation mit unseren Kunden und im täglichen Miteinander“, sagt sie. Michael Herbst steuert Personal, Recht und Produktmanagement. „Transparenz ist der Schlüssel zu guten Entscheidungen – intern wie extern“, erklärt er. Gemeinsam gestalten sie eine Unternehmenskultur, die Offenheit, Verantwortung und Leistung fördert. Ihr Ziel: nachhaltiges Wachstum und ein starkes Team – mit klarer Haltung und Werten.
Wer bei Vierke Berufsbekleidung ordert, bekommt nicht einfach tausend Hemden geliefert, sondern ein mit Expertise durchdachtes textiles Konzept.
Was den Job bei Vierke besonders macht? Corporate Fashion folgt anderen Regeln als klassische Mode: Es geht nicht nur darum, dass etwas gut aussieht, sondern vor allem darum, wie es im Alltag funktioniert. Wer den ganzen Tag einen Bus fährt, braucht andere Bewegungsfreiheit als jemand, der auf einer Baustelle arbeitet. „Da steckt viel mehr drin als ein schöner Schnitt“, meint Jessica Herbst. Man müsse immer im Blick behalten, was die Kleidung leisten muss und für wen sie gemacht ist. „So schön man Outfits auch entwerfen mag: Entscheidend ist immer, dass sich die Menschen, die diese Kleidung jeden Tag tragen, darin wohlfühlen.“
boy
4/2025