21.02.2024

Konjunkturbericht der IHK: Wirtschaft kommt noch nicht in Schwung

Region Bodensee-Oberschwaben:
Die Wirtschaft in der Region Bodensee-Oberschwaben verharrt im Krisenmodus und kann im Abschwung kaum Boden gutmachen. Die Wirtschaftspolitik in Deutschland ist nach Einschätzung vieler Unternehmen derzeit noch mehr Risiko als Hilfe. Bei den Exporterwartungen gibt es kleine Lichtblicke.
Die Wirtschaft tritt im Abschwung auf der Stelle, denn die Beurteilung der Geschäftslage bleibt seit Herbst 2023 unverändert: 39 Prozent der Unternehmen sehen sich in einer guten Geschäftslage, 12 Prozent beurteilen sie als schlecht, 49 Prozent sind zufrieden. „Die Wirtschaftslage hat sich damit glücklicherweise nicht weiter verschlechtert. Umgekehrt haben es die Unternehmen aber noch nicht geschafft, aus der Krise herauszukommen“, so Martin Buck, Präsident der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK).
Die Umsätze in den vergangenen Monaten haben weiter nachgegeben. Dementsprechend bleibt die Nachfrage aus dem Inland zweitgrößtes Risiko für die weitere Geschäftsentwicklung aller Branchen. Immerhin scheint der Auftragseingang − nach herben Rückgängen im vergangenen Jahr − aktuell die Talsohle erreicht zu haben. Einen gewissen Lichtblick gibt es bei den Exporterwartungen, die wieder etwas besser ausfallen. „Leider kommen wir nicht so schnell zu alter Exportstärke zurück“, so Buck. „Die Politik ist aufgefordert, die Standortfaktoren noch viel schneller und konsequenter auf Wettbewerbsfähigkeit auszurichten.“
Die TOP-3-Risiken für die Geschäftsentwicklung haben sich nicht verändert. Fachkräftemangel, Inlandsnachfrage und die Energiepreise bleiben dauerhafte Herausforderung und Kostenbelastung. Dass die Unternehmen in dieser Situation mit den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen unzufrieden sind, zeigt sich daran, dass aktuell 40 Prozent der Betriebe die Wirtschaftspolitik als Risiko für die eigene Geschäftsentwicklung einschätzen; das sind deutlich mehr als in den Vorumfragen. „Aus dieser Unzufriedenheit der Unternehmen lassen sich aber auch Lösungsansätze ableiten“, so Buck. „Wir benötigen verlässliche und bessere Rahmenbedingungen in der Energieversorgung, bei der Fachkräftesicherung oder der Infrastruktur. Ich hoffe, dass die aktuellen Gesetzesinitiativen, die die Entlastung von Steuern und Bürokratie zum Ziel haben, auch wirklich greifen.“ Sein Appell an die Politik: wieder mehr Vertrauen aufbauen und Zuversicht für eine gelingende Transformation schaffen – durch wettbewerbsfähige Strompreise, Steuerentlastung oder schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren.
Bei den Erwartungen für die Geschäftsentwicklung hat die Zahl der Optimisten auf 19 Prozent zugenommen, das ist ein positives zartes Pflänzchen. Allerdings übersteigt die Zahl der Pessimisten derzeit noch die der Optimisten. Das Investitionsklima kühlt weiter ab, ein Drittel der Unternehmen senkt die eigenen Investitionspläne, jedes zehnte will in den nächsten Monaten nicht investieren. Auf die Beschäftigung wirkt sich die Krise noch glimpflich aus, aber die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt dürfte nachlassen. Der Fachkräftemangel bleibt dennoch Risiko Nummer 1 für die Unternehmen, denn die demografische Entwicklung bleibt dramatisch, daran ändert auch eine konjunkturelle Eintrübung nichts, so die IHK. Die Zahl der unbesetzt gebliebenen Ausbildungsplätze in der Wirtschaft nimmt Jahr für Jahr weiter zu. „Die Berufsbildungsinfrastruktur, wie Berufsschulen und überbetriebliche Bildungsstätten, muss modernisiert und digital ertüchtigt werden“, zeigt Präsident Buck einen Lösungsansatz auf. Doch es gibt auch Positives zu vermerken: „Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz erleichtert für die Unternehmen vieles bei der Fachkräftegewinnung aus dem Ausland. Insbesondere bei bisher stark bürokratischen Themen wie der Anerkennung ausländischer Abschlüsse hat sich vieles verbessert und liegt nun stärker im Verantwortungsbereich der Firmen – unser Dank gilt den politischen Entscheidungsträgern, die daran mitgewirkt haben. Bürokratieabbau und wieder mehr Eigenverantwortung für die Wirtschaft sind auch in anderen Bereichen der Königsweg raus aus der aktuellen Stimmungslage“, so der Präsident abschließend.
Der Konjunkturbericht der IHK Bodensee-Oberschwaben 
An der Konjunkturumfrage „Jahresbeginn 2024“ haben sich 258 Unternehmen aus der Region Bodensee-Oberschwaben beteiligt. Die Befragung fand im Januar 2024 statt. Bei der IHK-Konjunkturumfrage werden Unternehmen einerseits zu ihrer aktuellen Geschäftslage und der Entwicklung von Umsatz und Ertrag in den vergangenen vier Monaten befragt. Nach den Fragen zum Ist-Zustand der Unternehmen werden Fragen zur Einschätzung über die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Monaten gestellt. Indikatoren für die Zukunft sind zum Beispiel die allgemeinen Erwartungen, die Auftragseingänge, die Umsatzerwartungen oder insbesondere in der Industrie die Exporterwartungen. Wichtige weitere Indikatoren für die Zukunft sind die Investitions- und Beschäftigungspläne der Unternehmen, die ebenfalls abgefragt werden. Die IHK-Konjunkturberichterstattung beginnt in der Regel mit der Beschreibung der aktuellen Lage und führt dann zu den Erwartungen und Plänen der Unternehmen in der Zukunft.
Die IHK-Konjunkturumfrage erfolgt in Terzialen: in der Regel zu Jahresbeginn, im Frühjahr und im Herbst. Die IHK-Konjunkturindikatoren sind Saldenindikatoren und werden als Differenz der positiven und negativen Antworten zu den jeweiligen Fragen ermittelt, können also zwischen -100 Prozent und +100 Prozent liegen. Ein Indikator von "0" zeigt, dass sich positive und negative Antworten die Waage halten.

Medieninformation Nr. 12/2024