Entwicklungen der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie - Mai 2024

Forschung

EU und Deutschland laufen Gefahr, eigene Wasserstoffziele zu verfehlen

Sauberer Wasserstoff gilt weltweit als essenziell, um die Dekarbonisierung voranzutreiben. Der Markt für die Schlüsseltechnologie kommt allerdings kaum in Gang. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Navigating the Hydrogen Ecosystem – What’s preventing Progress and how to gain Momentum” von Strategy&, der globalen Strategieberatung von PwC. Demnach klafft eine riesige Lücke zwischen den weltweit angekündigten Plänen zur Herstellung von Wasserstoff und den konkreten Projekten, die bereits realisiert werden. So sind zwar Wasserstoffprojekte mit einer globalen Kapazität von 840 Gigawatt (GW) geplant, tatsächlich durchfinanziert oder in Bau befinden sich jedoch lediglich Projekte mit 15 GW, das entspricht 1,8 Prozent. Die Kapazität von Wasserstoffprojekten, die bereits in Betrieb sind, fällt noch geringer aus und liegt bei circa 1 GW. Auch Deutschland hinkt seinen Plänen deutlich hinterher. Bis 2030 will die Bundesrepublik 10 GW Kapazität aufbauen, aktuell sind aber erst weniger als 100 MW in Betrieb. Um sein Ziel noch zu erreichen, müsste Deutschland pro Jahr 1 bis 2 GW Elektrolysekapazität zubauen, in den letzten beiden Jahren haben allerdings nur circa 250 MW Zubau die finale Finanzierungsentscheidung bekommen.

Bewerbungsphase für hy-fcell Award läuft

Im Rahmen der internationalen Konferenz und Messeausstellung hy-fcell wird jährlich der hy-fcell Award verliehen. Der Innovationspreis für Wasserstoff und Brennstoffzellen zeichnet herausragende Entwicklungen im Bereich der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologien aus. Unterstützt wird der hy-fcell Award vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart und der Messe Stuttgart. Teilnahmeschluss für Bewerbungen ist der 15. Juli 2024.

Versorgungsmöglichkeiten von Verbrauchsstandorten mit importiertem Wasserstoff

Deutschland ist zur Deckung der erwarteten Wasserstoffnachfrage neben der inländischen Produktion mittel- bis langfristig auf Wasserstoffimporte angewiesen. Neben dem pipelinebasierten Import von Wasserstoff aus europäischer Herstellung wird dem Import von Derivaten über den Seeweg große Bedeutung beigemessen. Zum einen können Derivate als Trägermedium fungieren, aus denen der Wasserstoff in einem Dehydrierungsprozess herausgelöst und in molekularer Form eingesetzt wird. Zum anderen können importierte Derivate als Rohstoff oder Energieträger eingesetzt werden. Dabei können sie neue Anwendungen erschließen (beispielsweise Ammoniak als Brennstoff) oder bislang fossile Produkte ersetzen und im Wettbewerb mit existierenden, inländischen Produktionen stehen.

News

Grüner Wasserstoff: Schlüssel zur Dekarbonisierung in Baden-Württemberg

Für das Erreichen der Klimaschutzziele in Baden-Württemberg kann die Nutzung von grünem Wasserstoff anstelle von Erdgas einen großen Beitrag zur Emissionsreduktion leisten. Das Verteilnetz für Erdgas in Baden-Württemberg ist grundsätzlich in der Lage, klimafreundlichen Wasserstoff zu transportieren. Damit spielt es eine Schlüsselrolle bei der Transformation zur Dekarbonisierung des Energiesektors. Auch im Wärmebereich und bei der kommunalen Wärmeplanung kann Wasserstoff ein Teil der Lösung zur emissionsarmen Energieversorgung sein. Zu diesem Ergebnis kommt der Verteilnetzbetreiber Netze BW nach Abschluss des Netzlabors „Wasserstoff-Insel Öhringen“. Dort hat die Netze BW im realen Netzbetrieb bis zu 30 Prozent Wasserstoff ins Erdgasnetz eingespeist.

Events

Bundesförderprogramm für Wasserstoff (29. Mai)

Erst am 10. April hat die EU-Kommission die beihilferechtliche Genehmigung für die neue "Bundesförderung Industrie und Klimaschutz" erteilt. Die Maßnahme soll in Kürze starten, um unter anderem den industriellen Mittelstand bei Investitionen in klimafreundlichere Produktionsmethoden (auf Basis von Grünstrom oder erneuerbarem Wasserstoff) zu unterstützen. Auch das 8. Energieforschungsprogramm, das unter anderem Mittel für die effiziente Produktion von grünem Wasserstoff und seinen Derivaten vorsieht, kann bei der Transformation helfen. Diese und weitere einschlägige Bundesförderprogramme präsentiert am 29. Mai ab 9:30 Uhr Tobias Rösch von der "Lotsenstelle Wasserstoff" des Bundes. Auf Einladung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) stellt der Fachmann für Förderberatung in dem Kurzwebinar interessante Unterstützungsmaßnahmen vor; zudem beantwortet er Fragen der Teilnehmenden.
Quelle: BWIHK